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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/253

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Ich habe jetzt den Vorsatz gefaßt, von meiner jährlichen Einnahme 100 Thlr. in Dukaten umzusetzen und diese Dukaten für mich zu wohlthätigen Zwecken anzuwenden . . .

An meinen gesammelten Dukaten hat mein edler Freund Tiedge keinen Antheil.

Nr. 12. Meinem treuen Pappermann hinterlasse ich mein ganzes übriges Mobiliar, welches ich besitze, nach dem dies abgezogen wird von dem, was ich meinem verehrten Freunde Tiedge im Paragraph Nr. 9 bestimmt habe. Hier wiederhole ich es, so lange Herr Tiedge lebt, darf nichts in der ihm bestimmten Wohnung aus der Stelle gerückt, kein Gemälde, keine Zeichnung aus den Zimmern genommen werden, an deren Anblick Tiedge sich gewöhnt hat. Pappermann und seine mir liebe Frau haben gleichen Antheil an meinem ihnen hinterlassnen Mobiliar. Natürlich gehören zu diesen meine Betten, Bettbezüge, Bettdecken, mein Tafelzeug, mein Porzelain, mein Silber, das Küchengeschirr und die Lampen, die in meinem Besuchzimmer, im Eßzimmer und den beiden Gastzimmern gebraucht werden, doch so lange Herr Tiedge lebt, werden diese meinen Pappermanns hinterlassenen Lampen zur Erleuchtung des Gesellschafts- und des Eßzimmers benutzt; doch behalte ich es mir vor, einige Tassen, etwas Silber und andre Andenken meinen Freunden zu hinterlassen.

Meine geliebte Pflegetochter Mathilde Haupt bekommt zu meinem Andenken mein silbernes Reisebesteck; das bessere Reisebesteck ist schon lange Herrn Tiedges Eigenthum.

Meine edle Freundin die Professorin Hasse erhält meine vergoldenen zwölf Theelöffel, die in einem rothen Futteral aufbewahrt sind.

Meine geliebte Pflegetochter Wilhelmine von Wurmb erhält meine kleine silberne Glocke, mit der Inschrift: keine Uhu mehr! Den Sinn dieser Inschrift kennt meine edle Wilhelmine. Diese Glocke ist ein Geschenk ihres verehrten Vaters, meines unvergeßlichen Freundes Göckingks[1]. So bekommt die mir Theure auch das bronzene Tintenfaß mit der Uhr, auch ein Geschenk ihres edlen Vaters; und nach Tiedges Tode erhält sie die Bildnisse ihrer vortrefflichen, von mir ewiggeliebten Eltern und Vater Gleims jugendliches Bild, welches ich aus der Hand des edeln Greises erhielt.

Die Chaise mit dem dazu gehörenden Koffer, in welcher Pappermann mich auf Reisen begleitete, wird sogleich nach meinem Tode sein Eigenthum.

Nr. 13. Meiner guten Charlotte Pappermann fallen gleich nach meinem Tode meine Garderobe, meine Leibwäsche und meine Putzsachen zu, die freilich sehr unbedeutend sind; und dennoch wird meine durchaus uneigennützige Charlotte meiner geliebten Mathilde Haupt, meiner lieben Emma Jäger – – (NB. Da die gute Klengel[2] seit diesem Herbst in Lievland lebt, so bekömmt die mir liebe Klengel nichts aus meiner Garderobe. Dresden, den 16. Nov. 1832 habe ich Paragraph Nr. 13 den Namen der guten Klengel hier weggestrichen. Elisa von der Recke.) jeder zu meinem Andenken die Wahl einer meiner seidnen Ueberröcke überlassen. Meinen Pelzmantel bekömmt meine innigstgeliebte Freundinn, die verwittwete Hofräthinn Sulzer. Meine geliebte Pflegetochter, die Pastorin Pleißner, bekömmt meinen schwarzen Shwal, und stirbt die Theure eher als ich, dann bekömmt ihre Tochter, meine Pathe Elisa, dies Andenken. Meine zweite Pflegetochter Streit, Schwester meiner Pleißner [3], erhält mein großes weißes Shwaltuch, und stirbt auch diese Geliebte früher als ich, da bekömmt ihre Tochter, die ältere, dies Andenken.

Hier ist die Stelle, bei welcher ich anführen muß, daß ich schon vor ein paar Jahren meinen spärlichen Schmuck verschenkte und im vorjährig verflossenen Winter meinen letzten Zobelkragen der Erzieherinn meiner geliebten Nichten verehrte, weil sie mir in meinen kranken Tagen liebevolle Theilnahme bewies und mich pflegte.

Nr. 14. Nun komme ich zur Disposition meines hiesigen baaren Silbergeldes, welches ich in meinem Geldschrank und meiner Chatulle aufbewahre. In Nr. 10 habe ich es schon bestimmt, daß Freund Tiedge 400 Thlr. pr. Cour. von diesem Gelde ausgezahlt erhält. 200 Thlr. pr. Cour. bekömmt mein edler Freund und verehrter Arzt Hofrath Seiler[4], der den leidenden Zustand meines Körpers so theilnehmend zu mildern suchte und sich zugleich so unermüdet meiner geliebten Hausgenossen und Dienerschaft annahm. Gott lohne es diesem menschenfreundlichen Arzte! Meine geliebte Pflegetochter Mathilde Haupt bekömmt am Tage nach meinem Begräbnisse die 60 Thlr. sächs. Cour., welche sie als Taschengeld jährlich von mir erhielt. Der mir lieben verwittweten Madam Klengel bestimme ich 200 Thlr. pr. Cour., welche diesem meinem geliebten Sonnabendgaste am Tage meiner Beerdigung ausgezahlt werden sollen.

Meine ganze Dienerschaft bekömmt an diesem Tage ihr vollständiges Jahresgehalt in sächs. Cour, ausgezahlt.


  1. Ueber Elisas Freundschaftsbündniß mit dem Dichter Fr. L. G. von Göckingk und seiner Familie, siehe Elisa von der Recke, Bd. II, 163.
  2. Diese Dame war in jener Zeit eine sehr beliebte französische Sprachlehrerin in Dresden.
  3. Gattin des Pastors Pleißner zu Löbichau.
  4. Burkard Wilhelm Seiler, berühmter Anatom, geb. 11. April 1779 zu Erlangen, gest. 27. September 1843. Er wurde 1816 der erste Direktor der nach seinem Plane eingerichteten chirurg.- medizinischen Akademie im Kurländer Palais und wohnte auf dem Brühlschen Wallgraben; 1818 regte er zur Gründung der noch jetzt bestehenden Gesellschaft für Natur- und Heilkunde an.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/253&oldid=- (Version vom 18.10.2024)