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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/259

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genommen hat. Die vielen zu übermachenden Legate würden den Theuern so sehr beschäftigen, auf eine Wehmuth erregende Art, die ihm so kostbare Zeit geraubt haben, und so ernannte ich meine geliebte Nichte Schöppingk, die von Geschäften nicht überladen ist, zur Spenderin meiner gemachten Legate, denn ich weiß es, dieser mich so innig liebenden Seele wird es ein Trost seyn, nach meinem Tode für diejenigen sorgen zu können, deren Lage zu verbessern ein so großes Bedürfniß meines Herzens war.

Seit Ende Febr. habe 200 Dukaten und 2 Thlr. in K. pr. Einlösungsscheinen zu wohlthätigen Zwecken für den Nothfall erspart und werde fortfahren, dies so lange ich lebe zu thun, um, wenn ich sterbe, mir den Herzensgenuß zu geben, noch mehr Vermächtnisse machen zu können. . .

Der 4. August ist meiner Erinnerung seit dem Jahre 1795 ein doppelt heiliges Fest, denn am Sterbetage meines unvergeßlichen Vaters wurde ich meiner Wohlthäterin der hochseligen Kaiserin Catharina vorgestellt, deren Huld mich aus eigner Bewegung als einzige Schwester der Herzogin von Kurland aus sehr drückenden Vermögensumständen riß. Nie genieße ich die Freude, Andern wohlzuthun, ohne meiner Wohlthäterin diesen Seelengenuß mit Rührung zu danken.

Elisa von der Recke.

[Es folgen mehrere Nachschriften, in denen Elisa über die Vertheilung der inzwischen ersparten Gelder Anordnung trifft].

Es versteht sich zwar schon von selbst, daß diejenigen Legate, welche ich meinen Dienstleuten ausgesetzt habe, in Wegfall kommen, und als nicht ausgesetzt anzusehen sind, wenn die letztern bei meinem Ableben sich nicht mehr in meinen Diensten befinden.

Um jedoch allen etwanigen Misverständnissen vorzubeugen, bestimme und verordne ich hierdurch ausdrücklich, daß gedachte Legate von dem Monate an, wo jene Dienstleute mein Haus in Folge der Kündigung verlassen, wegfallen sollen. Dagegen sollen die eintretenden neuen Dienstleute den Betrag ihres Dienstlohnes auf ein Jahr, vom Tage meines Ablebens an, jedoch ohne einige Entschädigung für Beköstigung und Wohnung erhalten, auf Legate aber, wie ich sie den älteren Dienstleuten ausgesetzt hatte, keinen Anspruch haben.

     Dresden, am 7. April 1833.

     (L. S.)

Elisa von der Recke.

Wenige Tage, nachdem sie die letzte Niederschrift vorgenommen, am 13. April 1835, ist Elisa von der Recke gestorben. Am 16. April wurde sie auf dem inneren Neustädter Friedhof bestattet, so wie sie es in ihren testamentarischen Bestimmungen gewünscht hatte: „Meine Beerdigung sei durchaus prunklos, still und ohne Glockengeläute; mein Herz litt nur gar zu sehr, wenn die Sterbeglocke den Tod meiner Freunde verkündete, und ich wünsche selbst noch im Tode den Kummer meiner zurückgebliebenen Freunde zu vermindern. Ohne Sarg werde mein Körper acht Fuß tief in der Erde zur Ruhe gebracht, und meine Gruft decke nur ein Rasenstück“.

Und so unterhält auch heute noch die Tiedgestiftung das Grab, in das Elisas Freund und Schützling 1841 gebettet wurde. Dieselbe Stiftung wird das Andenken an beide durch eine Reliefbildnißtafel am Sterbehause in nicht zu ferner Zeit erneuern.



Die Hoflößnitz bei Dresden.
Von Dr. Hans Beschorner.
(Schluß.)


( gemeinfrei ab 2027)


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/259&oldid=- (Version vom 22.10.2024)