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(K. v. Weber, Anna. S. 292f. Loc. 8523 Das Ander Buch. 1574–1577 Bl. 363–368.)

Ebenso war Jenitz mehrfach der Vermittler in Kunstangelegenheiten, z. B. bei dem Denkmale, das Kurfürst August seinem Bruder Moritz im Dome zu Freiberg errichtete. Langer Verhandlungen hatte es bedurft, ehe es zu Stande kam. Auch Jenitz war dabei betheiligt. Er vermittelte den Schriftenwechsel mit dem Lübecker Goldschmied Wessel und der Kurfürst nahm darauf mehrfach Bezug, als es sich um die Feststellung des Geldes und die Ausführung des Denkmals handelte. Ferner nahmen die niederländischen Meister mit ihm Rücksprache. Sie suchten ihn auf, als er sich in Dresden aufhielt, und in einem längeren Schreiben berichtete er über die Verhandlungen und fügte seine Vorschläge bei.

Bei dem Ankaufe von Juwelen, Gold- und Silbersachen hatte er die kurfürstliche Entscheidung einzuholen. An ihn wurde der Nürnberger Hans Lemker gewiesen, als es sich um die Lieferung eines Amphitheatrum, kostbarer silberner Teller und anderer Kostbarkeiten handelte. Aus gleichem Anlasse stand er mit dem Augsburger Philipp Stamler in Verbindung.

Für die Antiquitäten hatte er selbst eine große Vorliebe und wurde daher beim Aufenthalte von Sammlungen zu Rathe gezogen. Bei einem Ankaufe in Wien hatte er die Handschriften, Gemälde und Antiquitäten besichtigt, die Jakob Strada dort gesammelt hatte. Als sie dieser später dem Kurfürsten anbot, berief er sich ausdrücklich auf das Interesse, das der Kammersekretär den Gegenständen hatte zu Theil werden lassen. (Loc. 8523 Das Ander Buch Bl. 181.)

Mit dem Kurfürsten theilte er die Neigung für den Gartenbau. Das Erwachen des Frühlings in Dresden beobachtete er mit besonderer Freude und berichtete darüber seinem Freunde, dem Kammermeister, der sein Bedauern aussprach, gerade in dieser herrlichen Zeit von Dresden fortsein zu müssen.

Er macht dem Kurfürsten deshalb oft eingehende Vorschläge über den Gartenbau. Im Frühlinge 1576 schreibt er: „Ich finde allhier, daß es fast an der Zeit wäre, Kernobst als Kirschen, Morellen, Pflaumen, Mißpeln und Quitten zu pfropfen. Nun hat die Römische Kaiserliche Majestät Euer Churf. Gnaden den nähern Herbst etliche gute grüne Pflaumen geschickt und sich erboten, derselben auf den Frühling Peltzzweige d. i. Propfreiser davon zukommen zu lassen, stelle demnach zu E. f. g., ob sie etwo dem Proßkofski ein Brieflein schreiben lassen wollen“. Ebenso hält er die Bestellung von Reisern von großen ungarischen Pflaumen für wünschenswerth, da der Gärtner von Ostra im Garten ungefähr 500 junge Stämme Spillinge und Pflaumen hat, die ungepfropft und „fein frech“ wachsen. Auch über die Bepflanzung der neuen Festungswälle mit Kirschbäumen, 1 Schuh auseinander, berichtet er dem Kurfürsten; aus dem Wilischen See läßt der Zeugmeister gute Erde auf den neuen Platz führen. Auch unten auf dem Platz um das alte Vorwerkshaus hinter dem Schlosse könnten Bäume gepflanzt werden.

Bei diesen Vorschlägen hebt Jenitz immer hervor, daß sie unmaßgeblich seien und fügt wohl hinzu: „Daß steht alles bei E. f. g. gnädigstem Wohlgefallen, ich bitte allein, mir solche Thorheit zu Gnaden zu halten“. Manchmal bringt er auch wichtigere Sachen vor, die er der Aufmerksamkeit des Kurfürsten empfiehlt. Am 6. März 1576 schreibt er ihm, der Königstein liege gar öde und verlassen da, Niemand wohne auf demselben. Schloß und Eisen würden abgerissen, der Brunnen sei in Gefahr von gottlosen Leuten vergiftet zu werden. Und doch sei die Bergveste so wichtig, da sie fast auf der Landesgrenze liege. Der Kurfürst werde schon die nöthige Verordnung zu thun wissen.

In der Zeit der Pest zeigte er sich um seinen Herrn sehr besorgt. Als er 1577 zur Hochzeit seiner Tochter in Dresden weilte, schrieb er dem Kurfürsten, schon vor einiger Zeit seien mehrere Leute in Dresden von Fremden mit der Pest angesteckt worden. Er fragte nun, ob er zum Kurfürsten kommen sollte, oder ob dieser es vorziehe, ihn noch nicht anzunehmen. Auf jeden Fall empfahl er dem Kurfürsten, sich bei dem Leibarzt Dr. Luther, der die Krankheit schon behandelt habe und ein Mittel dagegen wisse, mit Arznei zu versehen, auch rieth er dem Kurfürsten sich an einen Ort zu begeben, wo die Luft rein sei.

Außerdem betraf der Briefwechsel die verschiedensten wirthschaftlichen Angelegenheiten. Der Kurfürst hatte von den Herren von Schleinitz ein größeres Gebiet gekauft. Hier sollten Fischteiche angelegt werden. Jenitz beschäftigte sich in einem Berichte eingehend mit der Frage. Ein anderes Mal hatte er mit der Anstellung des Seilers zu thun. Ein Sehnenmacher aus den Niederlanden sollte im Ochsenhofe, der früher dem Bürgermeister Kühn gehört hatte, Garn aus Hanf machen. Es sollte ihm ein Stück Land angewiesen und bearbeitet werden, damit er Hanf säen könne. Oft sind die Angelegenheiten in den Briefen nur knapp angedeutet, weil der Schreiber wie der Empfänger des Briefes genau über den Gegenstand unterrichtet waren. So berichtete Jenitz dem Kurfürsten von einem Instrumente Konrad Königs, bei dessen Anfertigung auch ein gewisser Korzrock betheiligt war. Aus gleichzeitigen Quellen ergiebt sich, daß es ein Schrittmesser war, den der Kurfürst bei seinem Reitesel gebrauchen wollte, wie er ihn auch an einem zweirädrigen Wagen befestigen ließ. Dann wieder handelte es sich um Besorgung von zwei Brillengläsern, die übrigens sehr theuer zu

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/101&oldid=- (Version vom 18.4.2024)