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Derartige Aufwendungen würden aber auf die Dauer über die Kräfte des Vereins gegangen sein, wenn es nicht inzwischen gelungen wäre, ihn von dem geldverschlingenden Miethlokale zu entlasten. Die Möglichkeit hierzu bot sich dar, als die im Jahre 1881 begründete Stadtbibliothek ihre Räume im ehemaligen Polizeihause auf der Scheffelstraße im Sommer 1886 erweiterte. Der Verein erhielt damals vom Rathe die Erlaubniß, seine Sammlungen mit in der Stadtbibliothek aufzustellen und seine Sitzungen dort abzuhalten. Mit Ende September 1886 gab er sein Miethlokal auf und trat damit in einen neuen Abschnitt seines inneren und äußeren Lebens.

Einzelne der älteren Mitglieder konnten sich nicht entschließen, diesen Wechsel mitzumachen. War doch das Vereinsleben in den bisherigen Lokalen nicht ohne eigenthümlichen Reiz gewesen. Inmitten der an den Wänden hängenden Bilder und der in den Ecken aufgestapelten Alterthümer hatten sie hier, in kleinem Kreise um den hufeisenförmigen Tisch herum sitzend, manche gentüthlich angeregte Stunde verbracht, sei es im Anhören von Vorträgen oder im Durchblättern der Bildermappen oder auch in zwangloser Unterhaltung über heimathliche Geschichte, wobei sie mit Gerstensaft und Tabakrauch den Staub und Moder der Vergangenheit erfolgreich bekämpften.

Bürgermeister Neubert.

Der Umzug brachte hierin eine vollständige Wandlung hervor. Das seit dem September 1886 benutzte Lesezimmer der Stadtbibliothek war groß genug, um die Versammlungen auch Gästen zugänglich zu machen, und der alsbald eintretende stärkere Besuch der regelmäßig, aber nicht mehr so häufig wie früher stattfindenden Vorträge wirkte belebend auf den Verein und ermunternd auf die Redner. In den vorhergegangenen Jahren hatte der Verein auf weitere Kreise durch öffentliche Vorträge zu wirken gesucht, für die der Saal des Armenamts im Stadthause auf der Landhausstraße zur Verfügung gestellt war und von denen im Jahre 1882 3, 1883 und 1886 je 2 abgehalten wurden.

Nach außen hin hat sich der Verein auch noch durch Stiftung von Gedenktafeln für hervorragende Dresdner bethätigt. In den Jahren 1886 bis 1888 sind drei große Bronzetafeln, jede mit einem Aufwande von 250 Mark, gestiftet worden, und zwar am Sterbehause des Malers Ludwig Richter Johannesstraße Nr. 1, am Wohnhause des Erbauers der Frauenkirche George Bähr an der Mauer Nr. 2 (Seestraße) und am Wohnhause des Goldschmieds Johann Melchior Dinglinger Frauenstr. Nr. 9. Ferner hat der Verein das aus der Petrikirche zu Bautzen entfernte Grabdenkmal des Dresdner Chronisten Anton Weck nach Dresden überführen und im Gebäude des Stadtmuseums aufstellen lassen.

So war in den achtziger Jahren manches geleistet, jedoch eine merkliche Hebung der Mitgliederzahl damit noch nicht erzielt worden. In dieser Beziehung trat erst mit dem Jahre 1890 ein erfreulicher Umschwung ein. Die seit dem veranstaltete Herausgabe ortsgeschichtlicher Bilderwerke, die nur den Vereinsmitgliedern, und zwar unentgeltlich, überlassen wurden, äußerte eine ungemein starke Anziehungskraft. Der 1890 erschienenen Lichtdruckmappe „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ folgten nach zwei Jahren die „Dresdner Straßenansichten vom Jahre 1678“ und soeben ist die dritte und ansehnlichste derartige Veröffentlichung, die „Canaletto-Mappe“, zur Ausgabe gelangt. Die mit der Mitgliederzahl wachsenden Geldmittel machten es möglich, neben diesen Bilderwerken und den älteren „Mittheilungen“ noch eine Vierteljahrsschrift in Gestalt der „Dresdner Geschichtsblätter“ ins Leben zu rufen, die zur Belebung des Interesses an den Bestrebungen des Vereins auch das ihrige beigetragen hat.

Nicht ohne günstige Wirkung für den Verein dürfte

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/130&oldid=- (Version vom 20.4.2024)