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biblischen Statuen und Reliefs und der lebensgroßen Figur des Verstorbenen, rührte von einem Verwandten desselben, dem Bildhauer Hans Friedrich Richter in Meißen, her.

Etwas besser schon ist es mit unserer Kenntniß der Maler bestellt. Weck spricht von „schönen Gemälden, unter welchen vornehmlich der berühmtesten italiänischen Maler, der Dolen, Hand“. Er meint Benedikt und Gabriel de Thola, Maler und zugleich Musiker aus Brixen, die beide im Dienste der Kurfürsten Moritz und August standen. Von Benedikt war bekannt ein Gemälde als Epitaphium für den kurfürstlichen Kammerdiener Andreas Hempel, die Auferweckung des Lazarus und darunter den Verstorbenen darstellend, das die Unterschrift trug: Benedictus Thola Musicus Italus fecit anno 1559, und ein zweites als Epitaphium für den 1563 verstorbenen kurfürstlichen Musikus Zacharias Freystein nebst Familie, das die Auferstehung Christi und darunter die Verstorbenen beim Gekreuzigten knieend darstellte, mit derselben Unterschrift (ohne Jahreszahl). Sein eignes Grabdenkmal im 67. Schwibbogen, auf dem er mit seiner Familie am Kruzifix knieend in Stein gehauen war, bezeichnete ihn in lateinischen Versen als musicus excellens pictor et eximius. – Weiter lernen wir einen Maler Jobst Dorndorff aus Pirna kennen, der als Epitaphium für den 1562 verstorbenen Eustachius von Harras ein Gemälde mit der Geißelung und Auferstehung Christi geschaffen hatte, von dem Michaelis sagt, daß es „gar fein gemalt, wie denn das ganze Epitaphium aus Bildhauer- und Malerkunst sehr kostbar verfertigt“ sei. – Von dem Maler Christoph Walther, einem Verwandten des Bildhauers, wird berichtet, daß er im Jahre 1580 sein eignes Erbbegräbniß mit Deckengemälden ausgeschmückt hatte. Sodann tritt der bekannte Goldschmied Johann Kellerthaler 1604 auch als Maler auf mit einem Epitaphium für den Stückgießer Martin Hilliger. Endlich waren noch zwei Gemälde von dem berühmten Hofmaler Augusts des Starken, Samuel Bottschild, bekannt: der Einzug Noä in die Arche, auf Holz gemalt, an der Grabstätte des Bürgermeisters Franz Jünger (gest. 1680) im Schwibbogen Nr. 20 und 21 an der Kirche, und ein lebensgroßes Bild des auferstandenen Christus, auf Leinwand, als Epitaphium für den Hofmaler Centurio Wiebel (gest. 1684) im Schwibbogen Nr. 118 rechts vom Kirchhofeingange.

Während sonach selbst die hervorragenden Bildhauer und Maler ihre Namen nur ausnahmsweise auf ihren Werken verewigten, thaten dies Künstler von geringerer Bedeutung, die Erzgießer, fast regelmäßig, obwohl es sich bei ihnen meist nur um einfache Grabplatten mit Inschrift und einigen Wappen und Verzierungen handelte. Da lernen wir aus dem 17. Jahrhundert Hans Reis kennen, von dem auch die beiden im Stadtmuseum aufbewahrten schönen Bronzeepitaphien aus der Sophienkirche herrühren, ferner Georg Biener, Sebastian Zwintzer, Hans Bilger in Pirna, aus dem 18. Jahrhundert Gottfried Stengel in Pirna und den bekannten Stückgießer Michael Weinhold. Das von Bildhauern und Malern den Namen beigefügte fecit oder pinxit ersetzen sie gewöhnlich durch die Worte: goss mich; selbst in Versform will sich bisweilen ein Erzgießer verewigen:

Aus Feuer und Hitz bin ich geflossen,
Daniel Wedekind in Dresden hat mich gegossen
.

Werfen wir noch einen Blick auf die Inschriften der Grabdenkmäler, so finden wir, daß sie sich von den heute üblichen meist nur durch größere Ausführlichkeit der mitgetheilten Lebensnachrichten unterscheiden, wie sie uns Nachlebenden gerade willkommen ist. Man wird sich gern des Spruches De mortuis nil nisi bene erinnern, wenn man sieht, wie viele Inschriften die Verstorbenen als wahre Muster von Menschen rühmen und bei Ehegatten recht ausdrücklich versichern, daß ihre Ehe eine vergnügte und friedliche gewesen sei. Wo der Todte in Versen besungen wird, da tritt nirgends dichterischer Schwung, dafür aber bisweilen eine ungeschminkte Natürlichkeit hervor, wie auf dem Grabstein des 1622 im Alter von 40 Jahren verstorbenen Notars Johann Hase:

O Podagra du böser Gast,
Johann Hasen hergebracht hast
Zur seligen Ruh unter diesen Stein,
Deßn Seel Gott wolle gnädig sein.

Alles in allem bildete die Frauenkirche mit ihrer Umgebung ein wahres Museum altehrwürdiger Kunstwerke und geschichtlicher Erinnerungen. Dagegen mag freilich ihr Gesammtanblick bei der Baufälligkeit des Gebäudes selbst und dem verwahrlosten Zustande mancher Erbbegräbnisse keineswegs ein großartiger gewesen sein. Kein Wunder daher, daß diese Gegend dem prachtliebenden König August dem Starken, der so eifrig die Verschönerung seiner Residenzstadt betrieb, ein Dorn im Auge und daß er darauf bedacht war, dort Wandel zu schaffen.

Es war im Januar 1714, als der Rath die erste Kunde davon erhielt, daß die Tage des Kirchhofs gezählt seien: der Unterkommandant General v. Wostromirsky theilte dem Bürgermeister mit, es solle am Neumarkte an Stelle der alten vor der Kirchhofmauer stehenden Corps de Garde ein neues Regimentshaus von 80 Ellen Länge und Tiefe erbaut werden. Der Rath richtete sogleich am 1. Februar ein Schreiben an den General, worin er darauf aufmerksam machte, daß ein Bau von diesem Umfange nicht bloß die

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/137&oldid=- (Version vom 10.4.2024)