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der daselbst befindlichen sehr ansehnlichen Bibliothek, in welcher noch viele Bücher mit seinem und seiner Gemahlin Wappen vorhanden sind. Am 20. Juni 1659 starb er. Unter den Armen Dresdens war er eine sehr bekannte Persönlichkeit, denn er hatte in der großen Noth des dreißigjährigen Krieges vielen Leuten Gutes gethan.

Nach seinem Tode übernahm sein ältester Sohn, Heinrich von Friesen der jüngere, das Haus, hat es aber nicht bewohnt. Von diesem übernahmen es zwei seiner Töchter, eine Frau von Reichenbach und eine Gräfin Callenberg, welch letztere schließlich alleinige Besitzerin war und das Haus nach ihrem Tode 1714 ihrem Sohne, dem Grafen Heinrich von Callenberg, vermachte.

Heinrich von Friesen der jüngere war 1610 in Rötha geboren, wurde im elterlichen Hause erzogen und ging 1629 mit seinem Hauslehrer auf die Universität Leyden, von wo er bereits nach zwei Jahren eine größere Reise nach Frankreich antrat und in Paris Vorlesungen an der Universität besuchte. 1632 kehrte er über Brüssel nach Deutschland zurück und verlebte ein Jahr in Wittenberg, wohin sich seine Eltern des Krieges wegen begeben hatten, hörte dort an der Universität Vorlesungen und folgte seinen Eltern im folgenden Jahre nach Rochlitz. 1634 begleitete er den Altenburgischen Gesandten, vermuthlich als Attachée, wie man heute sagen würde, nach Frankfurt a. M. und kehrte erst 1637 wieder nach Dresden zurück, wohin seine Eltern übergesiedelt waren. 1638 begleitete er die sächsische Gesandtschaft, welche nach Prag zum Empfang der böhmischen Lehen geschickt wurde, und vertrat hierbei Altenburg und Weimar speziell, worauf er 1639 kurfürstlicher Hofrath wurde. 1650 Geheimer Rath, ging er 1651 als Prinzipalgesandter nach Regensburg und wurde dort 1653 mit Vater und Bruder in den Reichsfreiherrnstand erhoben. 1658 begleitete er den Kurfürsten Johann Georg II. zum Wahltag nach Frankfurt a. M. 1662 wurde er abermals als Prinzipalgesandter nach Regensburg geschickt, verblieb daselbst bis 1664 und wurde 1665 nach dem Tode des Geheime–Raths–Direktors von Sebottendorf zum Geheime–Raths–Direktor ernannt, welche Stelle er bis zu seinem 1680 erfolgten Tode beibehielt.

Dieser kurze Lebensabriß beweist, daß er ein für die innere Geschichte Sachsens bedeutender Mann gewesen sein muß. Heinrich heirathete 1641 Ursula von Loß, eine Tochter des Oberschenks und Geheimen Raths von Loß. Dieser war sehr vermögend: denn er besaß außer einigen Häusern in Dresden die Güter Pillnitz, Poiritz, Schönfeld, Graupa und Jessen. Von seinen drei Töchtern heirathete die älteste einen Herrn von Bünau, bisher Besitzer von Tetschen, der 1634, wohl seines Glaubens wegen, aus Böhmen vertrieben worden war und durch diese Heirath Besitzer von Pillnitz wurde. Der Vater Loß muß kurz darauf gestorben sein, denn nach den Akten des Lehnhofes machten 1636 die Töchter einen Erbvertrag, wonach der ältesten Pillnitz verblieb, die jüngste Tochter, welche ihre mittlere Schwester beerbt hatte, Schönfeld, Graupa, Jessen und das Haus in Dresden, jetzt an der Kreuzkirche Nr. 18 (Ecke des Altmarktes), erhielt. Als Heinrich von Friesen diese jüngste Tochter Ursula heirathete, ist er wahrscheinlich auch Besitzer dieses Hauses geworden, und wenn nicht da schon, so doch durch ein Testament seiner Frau vom Jahre 1643, bestätigt 1644, worin sie ihren Gemahl zum Universalerben ihres gesammten Vermögens einsetzt. Heinrich von Friesen wurde also, nachdem sie im Juli 1644 gestorben war, alleiniger Besitzer der Güter und des Hauses in Dresden. Auf einer Reise nach Frankreich lernte er ein Fräulein von Lützelburg auf dem Schlosse Immlingen im Elsaß kennen, verlobte sich mit ihr, mußte sich aber, da der Eintritt nach Deutschland der Pest wegen an allen Grenzen verboten war, in Hagenau trauen lassen und konnte erst im folgenden Jahre seine junge Frau nach Dresden bringen.

Bis zum Jahre 1664, wo er von seiner zweiten Gesandtschaft in Regensburg nach Dresden zurückkehrte, wird er nur sehr vorübergehend in seinem Hause an der Kreuzkirche gewohnt haben, von diesem Jahre an bis zu seinem Tode 1680 aber lebte er dauernd hier und brachte wohl nur den Sommer auf seinem Gute Schönfeld zu, dem er große Aufmerksamkeit schenkte. Von 16 Kindern waren ihm nur 1 Sohn und 8 Töchter geblieben. Der Sohn war meist auswärts, aber mit Frau und Töchtern führte er ein höchst glückliches und patriarchalisches Familienleben. Er war der erste, der nach dem Berichte des französischen Reisenden Chappuzeau in Dresden Fremden und Einheimischen Abends seinen Salon eröffnete – eine Sitte, die bis dahin in Sachsen noch nicht bekannt gewesen war – und wußte Gelehrte und bedeutende Männer an sein Haus zu fesseln. Dabei blieb aber das Leben und die Sitte des Hauses höchst einfach und wahrhaft deutsch. Trinkgelage, eine damals sehr verbreitete Unsitte, waren nach dem Zeugniß desselben Chappuzeau in seinem Hause gänzlich verpönt, dagegen boten eine wohlausgestattete Bibliothek und eine werthvolle Gemäldesammlung reichen Stoff zu geistiger Unterhaltung, auch war er ein großer Freund der Musik, und seine Töchter mußten öfters kleine Aufführungen veranstalten.

Die Familie hatte sich gleich im Anfange der Reformation zur lutherischen Konfession bekannt und hing an ihr mit der größten Treue. In dem Hause des Geheime-Raths-Direktors versammelten sich daher auch

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/142&oldid=- (Version vom 8.4.2024)