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Dresden zurück, trat aus den englischen Diensten aus und wurde kurfürstlich sächsischer General–Wachtmeister. Als solcher wurde er bereits im folgenden Jahre als Gesandter nach Wien geschickt, um für den Krieg gegen Frankreich zu wirken, und nach seiner Rückkehr von dort zum interimistischen Präsidenten des Geheimen Kriegsrathes in Dresden ernannt. 1693 rückte er mit in den Feldzug am Rhein und erhielt nach seiner Rückkehr von dort das Kommando der sächsischen Garden zu Fuß.

Nachdem Johann Georg IV. 1694 gestorben, schickte ihn der Kurfürst Friedrich August nach dem Haag, um dem König von England die Thronbesteigung anzuzeigen. Diese Abwesenheit und den Regierungswechsel benutzte sein erbitterter Feind, der Feldmarschall Schöning, um Friesen daraufhin zu verklagen, daß er sich das Kommando der Garden, welches Schöning gebühre, in dessen Abwesenheit widerrechtlich angemaßt habe. Diese Anklage wurde Friesen zugestellt mit dem Bemerken, er solle sich rechtfertigen. Obgleich er eine Rechtfertigungsschrift einreichte, wurde ihm Befehl ertheilt, zurückzukommen und sich vor ein Kriegsgericht zu stellen. Von verschiedenen Seiten gewarnt, blieb Friesen im Haag und bat um seinen Abschied aus kurfürstlich sächsischen Diensten. Den Abschied erhielt er zwar, aber gleichzeitig wurden auch seine Güter Schönfeld, Graupa u. s. w. konfiszirt und alle seine Einkünfte inhibirt. Er selbst aber wurde wieder königlich englischer Generalmajor.

Von 1696 bis 1697 war Friesen englischer Militärbevollmächtigter am Hofe zu Wien und betrieb hier den Krieg gegen Frankreich weiter. In dieser Zeit erfolgte auch eine Aussprache und Versöhnung mit dem Kurfürsten von Sachsen, die Einkünfte seiner Güter konnte er indessen nicht wieder erhalten.

Nachdem er 1699 bis 1701 englischer Gesandter in Berlin gewesen war, erbat er seinen Abschied und trat als Feld–Marschall–Lieutenant in kaiserlich österreichische Dienste. Bereits seit seinem Aufenthalt in Wien führte er den Titel eines österreichischen Feld–Marschall–Lieutenants und ward auch stets Graf genannt, allein erst vom Jahre 1702 datirt das Diplom, durch welches er mit allen seinen Nachkommen in den Grafenstand erhoben wird. In demselben Jahre machte er den Feldzug am Rhein im Stabe des römischen Königs Joseph mit, erhielt im Jahre 1703 das Kommando der Festung Landau; welche er trotz heldenmüthiger Vertheidigung gegen freien Abzug übergeben mußte. Gleichzeitig wurde er General–Feld–Zeugmeister, nahm dann am Feldzuge 1704 im Stabe des Markgrafen von Baden theil und wurde abermals Kommandant der wieder eroberten Festung Landau. 1706 hatte er den Auftrag, den Brückenkopf von Deusenheim zu vertheidigen; da er denselben gegen große Uebermacht endlich räumen mußte, wurde er beschuldigt, dies ohne Noth gethan zu haben; er bat sofort um kriegsgerichtliche Untersuchung, welche so zu seinen Gunsten ausfiel, daß er sogar zum Generalfeldmarschall ernannt wurde. Diese Ernennung traf ihn leider nicht mehr am Leben, denn er starb am 28. August 1706 in Rastatt an einem hitzigen Fieber, noch nicht ganz 50 Jahre alt.

Man wird begreifen, daß er in einem so wechselvollen Leben nur selten sein Haus in Dresden bewohnt haben mag. Seitdem er es von seiner Mutter geerbt, hielt er sich nur in den Jahren 1691 bis 1695 mit großen Unterbrechungen in Dresden auf, nachher hat er Dresden wohl nicht wieder betreten. Als ihm 1695 alle Einkünfte konfiszirt wurden, gaben sich seine Schwestern alle erdenkliche Mühe, durch Scheinkäufe und auch wirkliche Käufe sein Vermögen vor der Konfiskation zu bewahren; wahrscheinlich ist daher die Frau von Schellendorf, Friesens Schwester, welche ohne Jahreszahl im Geschoßregister als Besitzerin eingetragen ist, bereits 1695 in den Besitz getreten. Nachdem sie 1726 gestorben war, wurde ihre jüngere Schwester, Gräfin Reuß, Besitzerin des Hauses, als welche sie unter dem 9. Juli 1727 eingetragen ist. Von ihr ist es in andere Hände übergegangen.

Das dritte Haus in Dresden, welches im Besitze der Friesen war, ist das Haus Seestraße 1. Der frühere Besitzer war ein Oberst Bose gewesen; von ihm hat es Karl von Friesen 1658 – wahrscheinlich käuflich – erworben.

Karl von Friesen, der jüngere Bruder des Geheime–Raths–Direktors Heinrich von Friesen und Oheim des Grafen Julius Heinrich, war 1619 in Rötha geboren, studirte drei Jahre in Wittenberg und kehrte 1638 nach Dresden zurück. Die nächsten Jahre unternahm er größere Reisen nach Italien und Süddeutschland, dann nach Frankreich und Holland und besuchte dabei die Universitäten Paris und Leyden. Auf der Rückkehr über Hamburg kam er an den Hof des Herzogs von Schleswig-Holstein; dessen Schwestersohn, der Pfalzgraf von Sulzbach, nahm ihn 1645 als Geheimen Rath und alleinigen Administrator der Pfalzgrafschaft Sulzbach in seine Dienste: in dieser Stellung erwirkte Karl auf der Friedensversammlung von Münster und Osnabrück den Evangelischen des Landes die Religionsfreiheit. Auf Veranlassung seines Vaters verließ er dann den pfalzgräflichen Dienst und trat in kursächsischen. Von 1653 ab Statthalter der Grafschaft Henneberg, wurde er 1656 als Geheimer Rath nach Dresden berufen, wurde nacheinander Präsident des Landeskonsistoriums und Oberhofrichter in Leipzig. Vorübergehend führte er 1669 in Altenburg die Regierung für den minderjährigen Herzog Friedrich Wilhelm, dessen Vormund der

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/144&oldid=- (Version vom 8.4.2024)