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Reihe der Personen, die er für sein Söhnlein Johann Christoph als Pathen erwählte. Sie gehören sämmtlich dem Stande der Kleinbürger an: „1. Johann Jakob Böhme, Registrator eines hochweisen Rathes bei der Kontributionsstube hier, 2. Jungfrau Anna Katharina Rössing, des Jakob Rössing, Bürgers und Messerschmieds, hinterlassene Tochter, 3. Johann Schlevoigt, Bürger und Tischler hier.“

Was ist nun aus diesem Johann Christoph Körner geworden? Eine ältere Kirchenzeitung, die Acta historico-ecclesiastica von 1736, liefert uns eine höchst dankenswerthe Lebensbeschreibung des Mannes, der sein Leben der Kirche geweiht hat. Am 11. März 1688 war er in Leipzig geboren, einen Tag darauf ward er, wie wir bereits wissen, zur heiligen Taufe gebracht. Seine Eltern hielten ihn fleißig zur Schule; und als er ungefähr 13 Jahre alt war, also um die Zeit, da sein Vater starb, wollte er die „Barbierkunst“ erlernen. Aber es fügte sich anders. Er kam nach seines Vaters Tode in das Haus des Konsistorialpräsidenten Born und genoß daselbst gelehrten Unterricht. Im 16. Jahre reifte in ihm der Entschluß, Theologie zu studiren; M. Kademann nahm ihn auf seine Stube, bereitete ihn auf die Universität vor, und im Jahre 1706 konnte sich der Achtzehnjährige inskribiren lassen. Schon im Jahre 1708 vertheidigte er eine lateinische Abhandlung, 1709 respondirte er bei einer Disputation, 1711 ward er Magister und Nachmittagsprediger an der Universitätskirche zu St. Pauli, 1716 habilitirte er sich durch eine Arbeit über das oftmals in den Psalmen vorkommende räthselhafte Wort „Sela“ und las als Privatdocent Kollegien über Homiletik und hebräische Sprache. Das Jahr 1724 brachte eine Wendung in seinem Leben. Er wurde nach Weimar als Kollaborator an der Stadtkirche berufen, als welcher er auf derselben Kanzel zu predigen hatte, auf der späterhin Johann Gottfried Herder ein Menschenalter stehen sollte. Im Jahre 1727 wurde er zum Diakonus befördert, was er bis an sein Lebensende blieb. Unsere Quelle giebt ihm das ehrende Zeugniß: „Er hatte wie in anderen Wissenschaften eines Gottesgelehrten, also vornehmlich in Hebraicis und Rabinicis eine gute Einsicht. In seinem mühsamen Amte war er unermüdet, und die Stunden, welche er davon frei hatte, widmete er den Studiis und sonderlich den Schriften Lutheri, die er mit großem Vergnügen täglich las. Seine Lehre war richtig, sein Vortrag schriftmäßig, sein Leben erbaulich und sein Ende selig.“ Gestorben ist er am 15. August 1736 an der Wassersucht, nur erst 48 Jahre alt, und hatte fünf Kinder, von denen ihn zwei Söhne und eine Tochter mit der Wittwe überlebten.

Dies führt uns auf die Familienverhältnisse Johann Christoph Körners. Früh vaterlos und seit 1720 auch mutterlos, hatte er sich in Leipzig gern an befreundete Familien angeschlossen. Zu diesen gehörte die Familie des Professors der Theologie D. Gottfried Olearius. Der Verkehr mit ihm mochte den jungen Magister öfters mit der ältesten Tochter des Hauses zusammengeführt haben, er vergaß sie nicht, und als er in Weimar in der Lage war, einen Hausstand zu gründen, holte er „Jungfer Christina Elisabeth Oleariussin“ als sein eheliches Gemahl heim. Am 25. Juni 1725 fand die Trauung in Leipzig statt und zwar „auf allergnädigsten Befehl in des Herrn Schellhafers Hause in der Klostergasse 2 Treppen hoch, mittags 12 Uhr“. Nach allem, was wir von der Gattin unseres Magisters wissen, scheint sie eine Frau von ungekünstelter Frömmigkeit, nicht gewöhnlicher Bildung, häuslichem Sinne und natürlicher Heiterkeit gewesen zu sein. Sie verstand die Kunst der Hausfrauen aus der guten alten Zeit, mit einem überaus bescheidenen Einkommen hauszuhalten, und dies war für das Haus um so nöthiger, da es sich bald mit Kindern füllte. Von den fünf Kindern interessirt uns der zweite und dritte Sohn weniger, da sie beide in ihrer Kindheit im Mai 1730 starben. Auch der dritte Sohn Johann Christoph Körner, der 1795 starb und von dem der noch in Dresden lebende Kaufmann Theodor Göldner abstammt, sowie die Tochter Christiane Sophie Körner, später verehelichte Ayrer, sei hier nur mit einem Worte berührt. Dagegen verfolgen wir das Leben dessen genauer, der den Stammbaum bis auf Theodor Körner fortführen sollte, des ältesten Sohnes: Johann Gottfried Körner.

Dieser ward geboren den 16. September 1726 in Weimar und den 17. getauft. Seine Pathen sind sämmtlich Leipziger, stammten doch beide Eltern aus Pleißathen. Zu den Freunden des Vaters gehörte der berühmte Philolog Johann Matthias Gesner. Er bemühte sich, schon dem Kinde in der Wiege eine gute Aussprache der Buchstaben beizubringen, um aus ihm später einmal einen tüchtigen Redner zu machen; denn daß das Knäblein dem Berufe des Vaters folgen müsse, stand von vornherein fest. Frühzeitig übergab man das Kind der Schule. Im Herbste 1732 schrieb Rektor Kiesewetter vom Weimarer Gymnasium in die Schulmatrikel: „714. Joannes Godofredus Corner, Vinariensis, natus annos 53/4 in classem IV. introductus est.“ Der Knabe gedieh. Nach dem Tode seines Vaters leitete die Mutter die Erziehung. Zu Michaelis 1743 konnte der siebzehnjährige junge Mann gründlich vorbereitet die Universität Leipzig beziehen. Noch ist im Körnermuseum in Dresden ein Brief vorhanden, den die treue Mutter dem jungen Studiosus der Theologie nach Leipzig nachsandte; er ist wegen seiner gelungenen Form ein Denkmal des heiteren Geistes der Körnerin, wegen seiner Einzelheiten von kulturhistorischem

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/153&oldid=- (Version vom 20.4.2024)