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historischem Interesse. Von Verwandten und guten Freunden unterstützt, lag Körner fünf Jahre lang eifrig den Studien ob, ward 1748 Baccalaureus, dann Magister der Philosophie und trat 1750 als Katechet an der Peterskirche in den Kirchendienst der Stadt. Bald an die Thomaskirche versetzt, rückte er von Stufe zu Stufe, langsam aber stetig, empor, 1768 erhielt er die Würde eines Licentiaten der Theologie, 1770 den theologischen Doktorhut. Nachdem er schon 1752 die Stelle eines Universitätspredigers und Professors in Göttingen abgelehnt hatte, erhielt er 1775 einen Ruf als Generalsuperintendent nach Wittenberg, lehnte aber auch diesmal ab und zog es vor, Archidiakonus zu St. Thomas zu werden. Schon ein Jahr darauf stieg er zur höchsten Würde empor, indem er Superintendent und Pfarrer an St. Thomas, Assessor des Leipziger Konsistoriums, ordentlicher Professor der Theologie, später auch Domherr des Hochstifts Meißen ward. Am 4. Januar 1785 starb er im 59. Lebensjahre an einem „Steck- und Schlagfluß“. Von seinem schriftstellerischen Fleiße zeugt eine lange Reihe gelehrter theologischer Schriften, wie er denn z. B. die ganze Bibel mit Anmerkungen versehen herausgegeben hat. Seiner theologischen Richtung nach hält er die Mitte zwischen der alten lutherischen Orthodoxie und dem damals aufkommenden Rationalismus. Näheres über Charakter und Theologie des in jeder Beziehung untadeligen und würdigen Mannes darf der Verfasser hier um so eher übergehen, als er sich im 7. Bande der „Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte“ eingehend über Johann Gottfried Körner als Menschen und Theologen verbreitet hat.

Die Gattin Körners war seit 1755 Sophie Margarethe Stirner, die älteste Tochter eines angesehenen, kinderreichen und wohlhabenden Leipziger Kaufmannshauses. Eine Schwester der jungen Frau heirathete den Professor der Theologie Thalemann, der mit Gellert innigst befreundet war. Eine andere Schwester ward dem Aktuar Weber von der Leipziger Juristenfakultät vermählt, dessen Sohn Karl Gottlieb von Weber der bekannte Verfasser des Sächsischen Kirchenrechts und Präsident des Landeskonsistoriums, dessen Enkel Direktor des Dresdner Hauptstaatsarchivs war, letzterer also mit Theodor Körner „Andergeschwisterkind“. Durch seine Gattin überdies, sowie durch große Einnahmen in seinen zahlreichen Aemtern und ausgezeichnete Verwaltung dieser Einkünfte war Superintendent D. Körner allmählich in den Besitz eines beträchtlichen Vermögens gekommen. Mit diesem Vermögen, welches nach dem Tode beider Gatten 1785 in den Besitz des einzigen Kindes, des damaligen Oberkonsistorialraths D. Christian Gottfried Körner kam, ward es diesem möglich, seinen Freund Schiller jahrelang auf das Freigebigste zu unterstützen und späterhin seinem Sohne Theodor Körner die Mittel zu gewähren, seiner künstlerischen Ausbildung und seinen dichterischen Neigungen bequem sich zu widmen. So kamen also die Schätze, die der alte Superintendent gesammelt hatte, theilweise einem sehr edlen Zwecke zu Gute, der deutschen Nationalliteratur.

Doch damit sind wir der Geschichte vorausgeeilt und holen nach, was über Christian Gottfried Körner zu sagen ist. Er war der einzige Sohn seiner Eltern und ward am 2. Juli 1756 in Leipzig geboren. Zu seinen Pathen zählte der alte Johann Matthias Gesner. Ein Jahr darauf ward dem Elternpaare noch eine Tochter geschenkt, Johanne Sophie, die aber nach wenig Monaten wieder starb. So vereinigte sich denn die elterliche Pflege und Liebe auf den Sohn, der, nach sorgfältigem Unterricht in Leipzig, von 1769 bis 1772 auf der Landesschule zu Grimma für die Universitāt sich vorbereitete, die er, noch nicht sechzehnjährig, bezog, um die Rechte zu studiren. Bis 1777, wo er Dr. juris ward, lag er in Leipzig und Göttingen den Studien ob, machte dann eine Reise durch die Niederlande, England, Frankreich und Deutschland und hielt seit 1778 als Privatdozent in Leipzig nicht gerade zahlreich besuchte juristische Vorlesungen. Schon nach drei Jahren, 1781, ward er als Konsistorialadvokat in Leipzig angestellt, während er 1783 eine Stelle als Supernumerar-Oberkonsistorialrath in Dresden mit 200 Thalern Gehalt erhielt, die er zugleich mit dem Amte eines Assessors bei der Landeskommerzien-Deputation bekleidete. In dieser Stellung heirathete er 1785 seine „Minna“, Anna Maria Jakobina Stock, die zweite Tochter eines Leipsiger Kupferstechers. Der alte Superintendent war zwar von der Neigung seines Sohnes zu einer Künstlerstochter wenig erbaut gewesen und hatte dem Sohne sein Mißfallen darüber in deutlicher Weise ausgedrückt, indem er ihm einmal das Bild seiner Braut – dasselbe, das heute als eine der schönsten Zierden des Körnermuseums bewundert wird – vor die Füße warf; aber der junge Körner hatte sich in keiner Weise beirren lassen und ist seiner Erkorenen treu geblieben. In einem Gartenhäuschen fand die Hochzeit statt, und der Dichter der Räuber hat dem jungen Paare das Hochzeitscarmen gedichtet. Wie glücklich der „Supernumerar Oberkonsistorialrath“ mit seiner schönen und gutherzigen Gattin geworden, welch heitere Tage er mit ihr im Kreise gleichgesinnter Freunde und Freundinnen in Dresden und Loschwitz verlebte, welch schönes Glück insonderheit Schiller im Körner’schen Hause genoß, das alles ist zu bekannt, als daß es in diesen Blättern weiter ausgeführt zu werden brauchte. Als Oberkonsistorialrath ward unserm Körner außer einem früh verstorbenen Sohne Eduard seine Tochter Emma geboren. Als ihm am 23. September 1791 sein Sohn Karl Theodor geschenkt ward, war er bereits Appellationsrath, ein Amt, das ihm

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/154&oldid=- (Version vom 20.4.2024)