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gelautet hat. In gleicher Weise ist ja in dem englischen Liede an die Stelle des King eine Queen gesetzt worden.

Auch abgesehen von Hasches Zeugniß läßt sich nachweisen, daß die Sachsenhymne schon lange vor ihrer ersten öffentlichen Aufführung vorhanden, wenn auch noch wenig bekannt war. In einem den neuen König feiernden Schriftchen („Die drei hohen Festtage des Friedens und der Königswürde Sachsens ... dargestellt von einem Patrioten“), das im Januar 1807 in Dresden erschien, wird der Königs noch mit dem englischen God save the King begrüßt (S. 28), aber einem zum 5. Januar 1808 in Druck erschienenen „Volkslied bey der Zurückkunft unsers geliebtesten Königs Friedrich Augusts in seine Residenzstadt Dresden, gesungen von einem sächsischen Patrioten“ (in der Königl. öffentl. Bibliothek unter Hist. Sax. C. 1248,41) ist als Motto bereits der Vers vorangestellt:

„Den König segne Gott!
Den er zum Wohl uns gab.
Ihn segne Gott!“

Die hieraus ersichtliche Unsicherheit des Wortlautes ist ganz erklärlich, wenn man mit Hasche annimmt, daß das Lied damals noch ungedruckt und nur bei Bänkelsängern in Gebrauch war.

Auch bei den Festlichkeiten im Juni 1815 war die heute geltende Richter’sche Fassung der Sachsenhymne noch keineswegs allgemein durchdrungen. So sang man z. B. in Wurzen damals ein Festlied:

„Den König segne Gott;
Der König lebe hoch;
Gott sei mit Ihm!“

und aus derselben Zeit giebt es einen Druck auf einem Oktavblatt, betitelt: „Der Sachsen Lied, Nachahmung des englischen Volksliedes God save the King“, das mit den Worten beginnt:

„Heil unserm König, Heil!
Gott! Ihm den besten Theil,
Dem König Heil!“

(Königl. öffentl. Bibliothek, Hist. Sax. C. 1213 m/. und 1211).

Der bekannte Schriftsteller Karl August Engelhardt (Richard Roos) hatte nach derselben Melodie ein Lied auf die Rückkehr des Königs gedichtet, beginnend:

„Den König segne Gott!
Ruft jeder Patriot,
Ihn segne Gott!“

das bei der am 21. Juni in Friedrichstadt abgehaltenen Feier und, nach dem Berichte des Dresdner Anzeigers, auch sonst „in diesen Tagen oft“ gesungen wurde und in der genannten Schrift über „Des Königs Heimkehr und Empfang“ (S. 117) mit abgedruckt ist. Wie Engelhardt im Dresdner Anzeiger vom 10. Juli 1815 bekannt machte, hatte er dann infolge einer ihm zu gegangenen Aufforderung dieses Gelegenheitslied in ein allgemeines, zu jeder Zeit singbares Sachsenlied umgewandelt, das mit dem Verse begann:

„Heil Dir im Eichenkranz,
Vater des Vaterlands!
Dich segne Gott.“

und das in dieser Form in die Sammlung seiner Gedichte (Bdch. 1, Dresden 1820, S. 21) aufgenommen ist.

All solchem Mitbewerb gegenüber hat sich aber schließlich die Richter’sche Sachsenhymne allein siegreich behauptet.

Dr. O. Richter. 



Ausreißer im Hussitenkriege 1438.

Trotz der unsäglichen Leiden, die durch die Hussitenkriege über die sächsischen Lande gebracht wurden, und trotz der wiederholten schweren Niederlagen, welche die sächsischen Fürsten mit ihren Heeren in Böhmen erlitten, gehören diese Zeiten zu den ruhmvollsten in der Geschichte der Wettiner. Mit ungebrochenem Muthe nahmen sie immer aufs neue den Kampf gegen die „verdammten Ketzer“ auf, auch noch zu einer Zeit, wo dem Lande eine unmittelbare Gefahr von ihnen nicht mehr drohte. Als im Jahre 1438 die utraquistischen Stände dem neuen König Albrecht II, die böhmische Krone streitig machten, rückte neben andern deutschen Reichsfürsten auch Kurfürst Friedrich der „Sanftmüthige“ mit einem Heere zu seiner Unterstützung herbei. Zwar gelang es, die Feinde auf Tabor zurückzudrängen, aber die Belagerung dieses festen Platzes blieb erfolglos und die deutschen Truppen mußten unverrichteter Dinge abziehen. Auf diesem Rückzuge nun war es dem Kurfürsten Friedrich beschieden, am 23. September 1438 zwischen Brüx und Bilin mit Hilfe seines tapfern Feldherrn Grafen Heinrich von Schwarzburg noch einen glänzenden Sieg über die ihn verfolgenden Böhmen zu erfechten. Adam Ursinus berichtet darüber in seiner Thüringischen Chronik Folgendes:

„Als Sie nu schir kommen an den walt, da folgte Ihnen nach ein gros heer der Behmen, die sich aus den Steden hatten zusammen geworffen, vnd meindten diese Fursten nider zuwerffen, da sprach Graff Heinrich von Schwarczburgk, der gar ein mennlich vnd weyser Graffe war: „Ist das wir zu sehr fliehen vor Ihnen, vnd kommen auff den Walt, so möchten Sie uns zu sehr vberhandt nemen. Darumb so wollen wir an diesem bache bleiben, vnd diesen graben zu steur nemen, vnd wollen Ihrer beytthen.“ Vnd das bey dem Stettichen Duxen. Da kam Ihnen der Behmen


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/159&oldid=- (Version vom 21.4.2024)