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Schinken ins Haus geschickt; der Aufwand für die 24 Schinken belief sich im Jahre 1613 auf 34 Gulden 6 Groschen. Ob diese Naturalien bisweilen in zweifelhafter Beschaffenheit geliefert worden sind oder ob die Hausfrauen für die Poesie dieser Sitte nicht empfänglich waren – genug, schon im Jahre 1617 wurde dafür eine Geldzahlung eingeführt. Die Kämmereirechnung berichtet darüber: „Und weil hiebevorn gebräuchlichen gewesen, umb das heilige Weihnachtfest den Herren Bürgermeistern und Rathsverwandten Siebenlehnische Christwecken oder Strötzel zuzuschicken, ingleichen gegen das heilige Osterfest einen Westphalischen Schinken, hat E. Rath solches geändert und für jedes hinfüro einen ganzen Reichsthaler zu geben verordnet.“ Dieses Schinken- und Strietzelgeld wurde dann auch einigen städtischen Beamten gewährt. Mit vielen anderen guten alten Gebräuchen ist auch dieser durch den dreißigjährigen Krieg zerstört worden. Hingegen läßt sich noch zu Ende des 17. Jahrhunderts nachweisen, daß jeder der drei Bürgermeister aus der kurfürstlichen Jägerei einen Osterhasen erhielt. Dieser Gebrauch rührte daher, daß Kurfürst August, als er den Rath im Jahre 1580 zur Abtretung der ihm zustehenden Hasenjagd in Zitzschewig zwang, ihm vertragsmäßig die jährliche Lieferung von 2 Stück Wild und 24 Hasen zugesichert hatte; später waren die Kurfürsten wohl zu der Meinung gelangt, daß nur die Bürgermeister, nicht auch die übrigen Rathsherren auf Hasenbraten Anspruch machen könnten.

Auch die Sitte des Austheilens von Ostereiern scheint ursprünglich beim Rathe bestanden zu haben: noch im Jahre 1701 verzeichnet die Kämmereirechnung eine Ausgabe von 6 Gulden 19 Groschen „Ostereiergeld, so der Bauschreiber unter das Rathskollegium und dessen Diener gewöhnlichermaßen ausgetheilt“.

O. R.



Meißner Weinhandel 1583.

Daß im Weinhandel schon vor 300 Jahren nicht alles mit rechten Dingen zuging, beweist eine Beschwerdeschrift, die der Rath der Stadt Meißen unterm 12. Dezember 1583 an den Kurfürsten richtete und der Rath zu Dresden aus freundnachbarlicher Gesinnung durch Mitunterschrift und Besiegelung unterstützte. Darin wird der Meißner Bürger und Handelsmann Simon Richter zunächst beschuldigt, daß er Böhmischen Wein einführe, der angeblich für adelige Herren bestimmt sei, in Wirklichkeit aber, den städtischen Rechten zuwider, in kleinen Städten und auf den umliegenden Dörfern verzapft und ausgeschänkt werde, namentlich vom Schänkwirth zu Taubenheim, wo der Herr von Miltitz selbst den Wein in seine Verwahrung nehme, und zu Wilsdruff, Röhrsdorf und Grumbach unter Kaspar von Schönberg. Weiter heißt es aber in der Beschwerde:

„So hat auch über das Simon Richter in den vorigen Jahren ganz fälschlicher und betrüglicher Weise sich unterstanden, im Dorf Sörnewitz oberhalb Meißen an der Elbe gelegen bei einem Bauer daselbst Benno Mohn genannt, wie denn gleichergestalt den nächstvergangenen Herbst zu Köttewitz geschehen, die Böhmischen Weine auf Meißnische Fässer zu ziehen und alsdann gegen Oschatz, Grimma, Bautzen, Dresden und in andere Städte und Dörfer für Meißnische oder Kötzschbergische (Kötzschenbrodaer) Weine zu verkaufen, dadurch dieselben Städte, welche zuvor den Wein in guter Anzahl von Meißen abgeführt, dermaßen angesetzt und betrogen worden, daß sie jetziger Zeit nicht ein einziges Faß Wein mehr bei uns zu Meißen zu kaufen begehren, aus dieser einzigen Ursache, das sie selbst zu vielmalen ausdrücklich angezeigt, sie möchten dermaßen, wie ihnen zuvor von Simon Richter begegnet, mit Böhmischem Weine betrogen werden.“

Ob der Kurfürst gegen den betrügerischen Weinhändler eingeschritten ist, läßt sich aus den Akten nicht ersehen. (Rathskopial A. IX. 18g/. Bl. 69 flg.)

O. R.



Todtenschau.

Moritz Albrecht Neumann, Dr. med., Hofrath, geb. in Grimma 15. März 1837, gest. 29. Jan. 1894 Johann-Georgenallee 1. – Trinitatisfriedhof.

Johann Paul Hermann Dausz, Kaufmann, Kgl. Friedensrichter, geb. in Sagan 24. Jan. 1838, gest. 1. Febr. 1894 Blumenstraße 12. – Johannesfriedhof (Tolkewitz).

Karl August Theodor Sachwall, Hofjuwelier, geb. in Dresden 25. Sept. 1833, gest. 5. Febr. 1894 Marienstraße 52. – Alter Katholischer friedhof (Friedrichstraße).

Wilhelm Emanuel Bär, Wirkl. Geh. Rath, geb. in Königstein 26. Sept. 1812, gest. 19. Febr. 1894 Brühlscher Garten 4. – Trinitatisfriedhof.

Karl Friedrich Bernhard Schreiber, Architekt, geb. in Dresden 19. September 1833, gest. 5. März 1894 Winckelmannstraße 15. – Annenfriedhof (Chemnitzer Straße).

Harald Julius von Bosse, Kais. Russ. Wirkl. Staatsrath, geb. in St. Petersburg 29. Sept. 1812, gest. 10. März 1894 Johann-Georgenallee 11. – Trinitatisfriedhof.

Ernst Heinrich Pfeilschmidt, emer. Archidiakonus an der Annenkirche, geb. in Großenhain 20. Okt. 1809, gest. 10. März 1894 Mathildenstraße 33. – Annenfriedhof (Chemnitzer Straße).

Julius Oskar Koch, Architekt, Baupolizeikommissar a. D., geb. in Drebach bei Wolkenstein 9. Dez. 1837, gest. 15. März 1894.

Friedrich Julius Bartsch, Geh. Justizrath a. D., geb. in Eibau (Oberlausitz) 10. Febr. 1836, gest. 30. März 1894 Hospitalstraße 4. – Zittau.

Johannes Wilhelm Konstantin Lipsius, Baurath, Professor an der Kunstakademie, geb. in LeJipzig 20. Okt. 1832, gest. 10. April 1894 im Stadtkrankenhause. – Trinitatisfriedhof.

Friedrich Karl Adolf Neelsen, Dr. med., Medizinalrath, Prosektor am Stadtkrankenhause, geb. in Uetersen (Holstein) 29. März 1854, gest. 10. April 1894 Stallstraße 1. – Annenfriedhof (Chemnitzer Straße).

Karl Eduard Zetzsche, Dr. phil., Professor, Telegrapheningenieur a. D., geb. in Altenburg 11. März 1830, gest. 18. April 1894 Carlstraße 13. – Trinitatisfriedhof.

Friedrich Alfred Degner, Oberlandesgerichtspräsident a. D., geb. in Schönbach bei Bautzen 27. Okt. 1820, gest. 17. Mai 1894 Ludwig-Richterstraße 5. – Trinitatisfriedhof.

Eberhard Moritz Neubert, Dr. jur., Oberamtsrichter, geb. in Dresden 23. Okt. 1838, gest. auf dem Weißen Hirsch 21. Mai 1894. – Trinitatisfriedhof.

Felix Gustav Freiherr von Kaskel, Vorsitzender des Aufsichtsrathes der Dresdner Bank, geb. in Dresden 7. Jan. 1833, gest. 2. Juni 1894 im Stadtkrankenhause. – Trinitatisfriedhof.

Friedrich Gotthelf Wagner, emer. Bürgerschuldirektor, geb. in Hintergersdorf bei Tharandt 9. Jan. 1816, gest. 5. Juni 1894 Frühlingstraße 3. – Innerer Friedrichstädter Friedhof.


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/161&oldid=- (Version vom 29.4.2024)