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September.

14) Mittwoch . . . Abends erscheint noch Gaber und bringt mir einen Probedruck der Platte „Ruth ziehet mit Naemi“. Das Blatt ist von Gaber herrlich gearbeitet, von mir aber viel zu zart und mit zu engen Lagen gezeichnet. – Gabers Besuch mahnt mich zur Rückkehr nach Dresden, denn die Arbeiten drängen. Bei dem jetzt eingetretenen wundervollen Wetter wird mir die Trennung vom weißen Hirsch schwer.

17) Samstag. Galerie-Kommission, welche nur Bendemann und ich vertreten. Der heilige Franciscus[1] von Zurbaran gewinnt unter der trefflichen Restauration Schirmers außerordentlich. Das Bild wird an einem guten Platz eine große Wirkung machen.

22) Donnerstag . . . Indem ich im Neuen Museum mir den mittleren Raum noch einmal recht betrachte und die Ueberzeugung sich immer unabweislicher befestiget, daß wir die Rafaelschen Tapeten hier herein bringen müssen, überzeuge ich mich auch davon ganz entschieden, daß wir, wie Hübner zuerst es gemeint, einen Kreis herstellen und das schwere Hauptgesims hinauswerfen müssen. Das Gesimswerk macht den Raum klein, raubt uns über 5 Ellen Höhe und erschwert am meisten die Herstellung der Rundung.

29) Donnerstag . . . Das Gemälde von Carducho, eines von der letzten Sendung aus London, ist doch auch ein bedeutendes Gemälde und gewinnt sehr unter Schirmers Hand.

30) Freitas. Endlich erhalte ich die Probedrücke der beiden Platten, die schon längst hätten fertig sein sollen: der Verkauf Josephs und die Traumdeutung desselben. Ich habe diese Blätter wie noch ein paar andere, die zur nämlichen Zeit aufgezeichnet worden sind, zu eng in den Schraffirungen gehalten, weshalb sie weniger klare Wirkung machen. Die Holzschneider haben aber ihre Schuldigkeit gethan. Erfahrungen muß man machen, und ich hoffe, sie nicht vergeblich gemacht zu haben.

Oktober.

5) Mittwoch. Aus der Cabinetskasse des König Ludwig von Bayern erhalte ich 787 Fl. 30 Kr., um sie Ad. Wichmann für sein Gemälde „die Rosenspenderin“ auszuzahlen.

6) Donnerstag . . . Ich suche Wichmann auf, um ihm sein Geld auszuzahlen. Ich lerne bei dieser Gelegenheit seine kleine Frau und einige seiner Kompositionen kennen. In der Malerei und Farbe ist Wichmann wirklich ausgezeichnet.

7) Freitag . . . Nach Tisch kommt Regierungsrath Schulz, jetzt zum Geheimen Hofrath avancirt, und bringt die erfreuliche Nachricht, daß die Atelier-Angelegenheit in Ordnung ist und der Zwinger-Pavillon für mich nach Wunsche eingerichtet wird.

10) Montag . . . Abends liest die Hausfrau eine Erzählung von Dickens „des Verschwenders Tochter“. Mit neuer Bewunderung folgen wir dem außerordentlichen Schriftsteller, der in dieser Erzählung eine Tiefe religiöser Anschauungen bekundet, wie man sie nur selten findet.


Vereinsangelegenheiten.
Veränderungen im Mitgliederbestande.
Neu aufgenommen:
Adam, Bruno, Baumeister, Stadtrath.
Brenner, Viktor, Kaufmann.
Bruck, Robert, Kaufmann.
Decárli, E. J. J., Hofopernsänger.
Lamer, Ludwig, Kaufmann.
Marschner, Moritz, Restaurateur.
Michel, Richard, Architekt.
Noack, Ernst, Baumeister.
Regner, Otto, Kaufmann, Hoflieferant.
Rost, Eugen, Kaufmann.
Schirm, Friedrich, Oberlehrer.
Schrag, R. L., Dr. med.
Weiser, H. E. G., Baumeister.
Zimmermann, Bruno, Goldarbeiter.
Verstorben:
Bierling, F. A., Lederfabrikant († 3. Juni 1895).
Schnauder, Rud., techn. Bureauassistent († 25. Mai 1895).
Schubert, G. E., Hofschauspieler († 25. Mai 1895).
Torges, Th., Rentner († 1. Juni 1895).
Ausgetreten:
Doebner, Dr. phil., Archivrath (Hannover).
Mitgliederzahl: 425.


Von den bisherigen Vereinsveröffentlichungen sind an die Mitglieder verkäuflich: die Lichtdruckdwerke „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ und „Canaletto-Mappe“ für je 6 Mk., jedes der elf Hefte „Mittheilungen“" (mit Ausnahme des vergriffenen dritten) für 50 Pf., jeber der vier Jahrgänge „Geschichtsblätter“ für 1 Mk. 50 Pf. Das Lichtdruckwerk „Dresdner Straßenansichten im Jahre 1678“ ist gänzlich vergriffen.


  1. Richtiger: Des heiligen Bonaventura Papstwahl.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/243&oldid=- (Version vom 2.5.2024)