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6 Pfennige. Extrablätter, welche die Listen der Krieger und der Sammlungen enthielten, wurden noch beigegeben. Sie erschienen bei Arnold.

Mit dem Wahlspruch: „ohne Opfer, ohne Einheit keine Freiheit – ohne Freiheit kein Leben“ setzen sie ein. Sie wollen die Gesinnungen der Sachsen zeigen, wollen erheben, ermuthigen, öffentliche und heimliche Feinde der heiligen Sache der Freiheit brandmarken. „Sie selbst verschwinden, wie die Zeit, die sie hervorbrachte. Möge ihre Wirkung ihr Gedächtniß überleben!“

Das Generalgouvernementsblatt, sowie die Dresdner Anzeigen haben die Zeitschrift angelegentlich empfohlen. Als nach dem Aufhören ihres Erscheinens noch viele Abdrücke vorhanden waren, beklagte das Gouvernementsblatt, daß noch viele Gemeinden sie nicht kannten, so Lesenswerthes sie auch enthielten. Der Ankauf ward um so mehr empfohlen, als der Ueberschuß für Verwundete und Hinterlassene sächsischer Landwehrleute verwendet werden sollte.

Wer sie ins Leben gerufen hat, erfährt man nicht. Klassisch gebildete Leute scheinen es gewesen zu sein, denn den Nummern 1 bis 11 sind am Schlusse die Worte: ceterum censeo Carthaginem esse delendam regelmäßig angefügt. Am Ende der zwölften Nummer steht nach Eingang der Nachricht, daß Paris genommen sei, der Vers:

Tandem venit dies irae,
Supplex est Lutetia
Alexandro, cujus mire
Splenduit clementia.

Darauf folgt das kurze Wort: Deleta est Carthago. Der am Schlusse von Nummer 13 angefügte Vers: discite justitiam moniti, nec temnere divos ist ins Deutsche übertragen: Lernet gewarnt recht thun und nicht mißachten die Götter.

Aus der letzten Zeit des Erscheinens dieser Blätter wissen wir, daß Hofrath Böttiger, der Archäolog, sie leitete. Es ist derselbe, der im Winter 1812/13 Vorlesungen über die Annalen des Tacitus angekündigt hatte, den doch Napoleon sehr haßte. Als er Germanicus in seinem Verhältniß zu Tiberius zu behandeln anfing, bekam er vom französischen Gesandten Baron de Serra eine schriftliche Warnung, ließ sich aber nicht beirren. Die Theilnahme dieses Mannes und der Umstand, daß der angesehene Buchhändler Arnold das Blatt vertrieb, sprechen jedenfalls zu Gunsten des ganzen Unternehmens. Wie es scheint, ist es in Nachahnung der Brockhausischen „Deutschen Blätter“ gewagt worden, die auf Veranlassung des Fürsten von Schwarzenberg seit dem 13. Oktober 1813, erst von Altenburg, dann von Leipzig aus, die wichtigsten Tagesereignisse, Befehle und Verordnungen veröffentlichen sollten und einen entschieden deutschen Geist athmeten. Diese „Deutschen Blätter“ empfehlen auch zu verschiedenen Malen die Dresdner Landwehrblätter, deren Erscheinen schon am 1. Dezember 1813 im voraus verkündigt wird. Der Dresdner Berichterstatter verweilt mit Vorliebe bei der wachsenden öffentlichen Bewegung in Dresden und ruft einmal am Schlusse seines Briefes aus: Auch wir rufen: est deus in nobis.

Die, wie es scheint, selten gewordenen „Dresdner Landwehrblätter“ enthalten nun Aufrufe und Mitgliederverzeichnisse des Banners und der Landwehr, Sammellisten, Festberichte, Trinksprüche, Weihereden, Gedichte in Fülle, zuletzt auch Schlachtberichte; politische Mittheilungen kommen nur seltener vor.

Die folgenden Mittheilungen über das Dresdner Landwehrbataillon (I. Landwehrregiment 1. Bataillon) gründen sich zum Theil auf den Inhalt dieser Blätter, zum Theil auf das Gouvernementsblatt, sowie auf einige Aktenstücke des Dresdner Rathsarchives.

Zunächst ist wohl die Frage zu beantworten: welche Anordnungen und Maßregeln traf das Gouvernement, um das sächsische Heer zu reorganisiren und durch Freiwillige, sowie Landwehr zu vervollkommnen?

Das sächsische Heer war nach der Leipziger Schlacht in keinem innerlich glücklichen Zustande. Ein Theil war während jener Schlacht zu den Verbündeten übergegangen; verschiedene sehr fähige Offiziere standen, wie von Thielmann und von Carlowitz, schon einige Zeit in preußischen oder russischen Diensten. Allenthalben zeigte sich die verfehlte, zaghafte, undeutsche Politik des nun gefangenen Königs verderblich.

Am 28. Oktober hatte Kaiser Alexander dem russischen Generallieutenant von Thielmann Kommando und Organisirung des sächsischen Heeres anvertraut, sich selbst aber die Beförderung der Offiziere im wesentlichen vorbehalten. Die Wahl war sehr erklärlich und in einer Art glücklich, insofern Thielmann ein sehr gewandter General war; aber seine Vergangenheit, sein etwas leidenschaftliches, rasches Wesen konnten auch schädlich wirken.

Vom Heere erwähnen wir nur kurz, daß es nach dem 19. Oktober zwischen Eilenburg und Wurzen aufgestellt wurde, um gegen mögliche Ausfälle oder Angriffe der französischen Besatzungen Torgaus und Dresdens verwendet zu werden. Später rückte es gegen Torgau, in dessen Nähe mancherlei Gefechte zu bestehen waren. Nach der Uebergabe dieser Festung ergänzte es sich in der Gegend von Merseburg allmählich; am 2. Januar 1814 rückte es, mit herzoglich sächsischen, schwarzburgischen, anhalter Truppen vereinigt, unter dem Oberbefehle des Herzogs Carl August von Weimar nach den Niederlanden als Theil des neu gebildeten dritten deutschen Armeekorps.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/25&oldid=- (Version vom 11.4.2024)