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Ausrüstungskasse zahlen. Auch der Stadtrath zu Marienberg sollte vermahnt und zu einer Geldstrafe angehalten werden, weil er 20 Landwehrpflichtigen ohne weiteres Zeugnisse über ihre Unentbehrlichkeit gegeben hatte. (Landwehrblätter 89, 57.)

Der Rath zu Dresden hat übrigens zwei Verzeichnisse über die bei ihm Unentbehrlichen aufgestellt. (G. XXXIV. 67.) Das erste bezieht sich auf die Rathsmitglieder selbst, das zweite auf die Unterbeamten. In jenem wird darauf hingewiesen, daß zur Zeit 8 Mitglieder des Rathes noch nicht das 45. Lebensjahr überschritten hätten. Seit Alters bestehe der Rath aus 3 Bürgermeistern und 12 Senatoren. Diese hätten bis dahin ihre Arbeiten nur schwierig bewältigen können; dennoch hätte man keine Supernumerarien gehalten; bei Krankheit eines Mitgliedes hätten die andern aushelfen müssen. Da neuerdings die Rathsmitglieder zu allerhand Deputationen und Kommissionen berufen worden seien, habe man zwei neue anstellen müssen, woraus die Unentbehrlichkeit aller erwiesen. Auch von 81 Subalternbeamten unter 45 Jahren sei kein einziger entbehrlich, da sie an sich schon unzulängliche Kräfte für den städtischen Betrieb seien, einige andere an Ueberanstrengung gestorben seien.

Auch verschiedene Korporationen und Personen wendeten sich an den Rath, um durch dessen Vermittelung das Zeugniß der Unentbehrlichkeit zu erhalten.

Den Aufforderungen zu Sammlungen wurde ebenfalls hie und da Widerstreben entgegengesetzt, und um andere abzuschrecken, trug man wohl nicht bloß die Namen der Spender, sondern auch solcher in die Listen ein, die nichts gezahlt hatten. So heißt es im Extrablatt 4 der Landwehrblätter bei Madame Lingit, einer Putzmacherin, und bei einem Herrn Bonaveri: giebt nichts. Ja, von einem General Zabiello heißt es: entäußert sich jeden Beitrags. Bedauerlich ist es einem Dr. Joh. Fr. Aug. Diedemann (in Leipzig) ergangen. Im Generalgouvernementsblatt (Seite 253) steht an auffälliger Stelle, daß er, nicht ohne Vermögen, mit großer Praxis, nicht tauglich zur Landwehr, doch nicht die von ihm verlangten 20 Thaler zur Ausrüstung unbemittelter Landwehrleute gegeben habe: er wolle abwarten, ob man deshalb Zwangsmittel gegen ihn anwenden werde. Das Blatt hat sich nach etlichen Tagen gezwungen gesehen, mitzutheilen, daß Herr Dr. Diedemann schon vor dem Erscheinen jener Anschuldigung 4 Louisd’or gegeben habe.

Ueber die Ersatzstellungen erhalten wir durch einige Aktenstücke im Staatsarchiv Aufklärung. Man konnte für 80 bis 100 Thaler einen Einsteher gewinnen. Die eine Hälfte des Geldes wurde ihm vor dem Feldzuge ausgezahlt, die andere auf der Kommissionsstube des Rathes in deposito gegeben, damit jener oder eine für den Fall seines Todes bezeichnete Person das Geld nach beendigtem Feldzuge erhalte. In den uns bekannten Fällen sind die Einsteher geborene Preußen, so daß, angenommen, dieser Fall habe sich auch anderweit ereignet, die sächsische Landwehr nicht so ganz sächsisch gewesen ist.

Und nun die Leistungen Dresdens für den Banner und die Landwehr?

Am 10. Dezember 1813 sind die Geschäfte des Ausschusses derart gestiegen, daß eine Wirthschaftskommission niedergesetzt werden muß: Oberstlieutenant von der Mosel, Senator Renner, Viertelsmeister Hüttig werden damit betraut; Kaufmann Scharf, Schneidermeister und Lieutenant Rinne, Sattlermeister Röding werden noch hinzugezogen. Sie haben Ausrüstungen zu beschaffen und an den einzelnen Mann zu bringen; allsonnabendlich findet bei Dr. Struve in der Salomonisapotheke Abrechnung statt. Größere Lieferungsverträge haben sie vor Abschluß dem Ausschusse vorzulegen. (Rathsakten G. XXXIV. 72.)

Der eifrigen Thätigkeit dieses Ausschusses war es gelungen, schon am 17. Dezember die Loosung beginnen und am 21. Dezember endigen zu lassen. Bereits am 27. Dezember trieb ein neuer Aufruf zur schnellen Einstellung; bis zum 24. Januar war das Landwehrbataillon so ziemlich in marschfertigem Zustande, obwohl man in Dresden fast 4 Wochen später als im übrigen Lande zu rüsten angefangen hatte. Aber erst am 30. Januar marschirte es ab, da Repnin es nicht eher als an diesem Tage hatte persönlich entlassen können.

Nur durch rühmliche Opferwilligkeit der Dresdner hatte dies Alles in so kurzer Zeit herbeigeführt werden können. Und so beweisen denn die zahlreichen Sammellisten, die in den Landwehrblättern abgedruckt sind, einen unverkennbaren Aufschwung unter der Bewohnerschaft Dresdens. Von all der Fülle von Gegenständen und von Geldspenden sei uns nur weniges aufzuführen gestattet.

Allen voran stehen Frau Appellationsrath Körner mit einer goldnen Uhr, Demoiselle Emma Körner mit einer goldnen Panzerkette. Demoiselle Stock, die Tante des Dichters Körner, spendet ein goldnes Etui und einen starken goldnen Ring. Bekanntere Namen unter vielen sind: Hofmaler Schuster, Advokat Kuhn, Gräfin Einsiedel, Gräfin Fritsch, Dr. Struve, Herr Calberla, Frau von Broizem, Bankier Michael Kaskel. Gegenstände der verschiedensten Art kamen: Hemden, Strümpfe, Leinwand, allerhand Flinten, Degen, Pistolen[1], Sättel;


  1. Aus einer Verfügung des später preußischen Kommandos geht hervor, daß in jenen Monaten aus der Königlichen Rüstkammer höchst kostbare Waffen, auch türkische Säbel, zu Bewaffnungszwecken entnommen worden sind. (Generalgouvernementsblatt Seite 839.)
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/29&oldid=- (Version vom 17.4.2024)