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Ringe, silberne Löffel, Salzfäßchen, Leuchter, Hemdenknöpfchen, ein Brustgehänge mit Topasen in Silber gefaßt, eine Oboe, Bracteaten, ein goldnes Diadem, 50 Paar Schuhe. Abgesehen von Sammlungen kleinerer Gegenstände, die in den Kreisen der Frauen vorgenommen wurden, haben etwa 200 Personen Ausrüstungsgegenstände oder Kostbarkeiten gegeben. Die Frauen brachten außerdem 1500 Thaler zusammen, und aus der Bürgerschaft spendeten, soweit die Verzeichnisse der Landwehrblätter reichen, über 1200 Personen von 4 Pfennigen bis zu 500 Thalern etwa 1600 Thaler, und dies trotz der Noth des Kriegs- und Seuchenjahres 1813.

Allen voran sei auch hier wieder Vater Körner mit 50 Thalern genannt. Ferner erscheinen in den Listen: Bassenge u. Co., Prölß sen. seel. Söhne, Hofrath Hedenus, Präsident von Biedermann, die Geheimen Finanzräthe von Wagner, von Gutschmid, von Leipziger, von der Planitz, Behrnauer, Dr. Ficinus, Hoforganist Dreyßig, Madame Chiapponi, Kaufmann Klepperbein, Müggenburg, Mundkoch Hitzschold, Superintendent D. Tittmann, Kapellmeister Morlacchi, Frau Generalin von Thielman, Frau Oberhofprediger Reinhard und von Ammon. Unter den Spendern sind ziemlich viele Adlige aus alten Familien, Hofangestellte und Finanzbeamte; Justizbeamte erscheinen verhältnißmäßig in geringerer Zahl. Auch die Judenschaft hat manches gegeben: der Oberrabbiner David Wolf Landau, Bankier Kaskel, mehrere Bondi, Hirschel Löbel bis zum einfachen Handelsjuden Levi. Es fehlen nicht die Kinder, die ihre Sparbüchsen plündern, ebensowenig die Groschen- und Pfennigbeiträge; ja ein 77 jähriger Greis schenkt einen geborgten Thaler.

Von besonderen Gaben und sie begleitenden Schriftstücken sind auch heute noch von geschichtlicher oder rein menschlicher Bedeutung folgende: Der Dresdner Bürgermeister Dr. Christ. Gottfried Heyme schreibt an den durch das Gouvernement eingesetzten General-Polizeidirektor von Sachsen, den Baron von Rosen:

„Erfreulich und erquickend ist es, die Empfindungen des Herzens laut werden zu lassen und sie aussprechen zu dürfen. Gefesselt nicht allein durch ein Joch, das nun schon seit vollen sieben Jahren, mit kurzen Unterbrechungen, mein armes Vaterland drückte, sondern auch durch den wohl jedem redlichen und treuen Staatsbürger zukommenden Grundsatz: in dem Systeme und nach den Befehlen seines Souverains, dem er Treue und Gehorsam geschworen, zu reden und zu handeln, die Gesinnungen selbst mögen sein, welche sie wollen, habe ich die meinigen in meiner Brust verschließen müssen. Jetzt, da wir freier athmen, da mein Vaterland von jenem Joche befreit ist, kann ich meine eigentlichen Gesinnungen aussprechen, und um sie auch zugleich zu bethätigen, wage ich es, Ew. Hoch- und Wohlgeboren einen Beitrag von 300 Thalern zu Beförderung der guten Sache und zu Equipirung des freiwilligen Banners der Sachsen hiermit ehrfurchtsvoll zu überreichen, da mein nun bald 67 jähriges Alter und meine besonders jetzt durch neunmonatliche ungeheure Anstrengungen geschwächte Gesundheit mir nicht gestatten, persönlichen Antheil an der Befreiung meines lieben Vaterlandes zu nehmen. Gern würde ich ein bedeutenderes Opfer auf dem Altare des letzteren niederlegen, wenn nicht die ansehnlichen Verluste, die ich seit den letzten sieben unglücklichen Jahren, besonders aber in den letzteren, erlitten, mein Vermögen so geschwächt hätten, daß es jetzt meinen allerschmerzlichsten Kummer ausmacht, sowohl zum Siege der guten Sache, als zu Unterstützung meiner nothleidenden Mitbürger, die Hilfe von mir erwarten, nicht kräftiger mitwirken zu können. Ew. Hoch- und Wohlgeboren erhabenes Herz wird mich – ich bin es überzeugt - deshalb beklagen...“

Ferner: „Einer Hochlöblichen Organisations-Commission u. s. w. beehre ich mich, beigehenden Brillantring, 500 Thaler an Werth, mit folgender Erklärung zu übermachen: Daß ich diesen Brillantring, den ich bis daher als ein Gnadengeschenk des Kaisers Napoleon besessen habe, jetzt freiwillig und gern auf den Altar des Vaterlandes niederlege, darauf verzichte, und seinen Werth zu Gunsten des Vaterlandes und des Kampfes für die allgemeine, deutsche Sache, nach freier Disposition der Commission verwendet wissen will.

Schloß Wolkenburg bei Penig, 20. Dezember 1813.
Adolph Graf v. Einsiedel, 
Königl. Sächs. Major.“ 

Rührend ist der Brief des Försters Kürschner zu Steudnitz an einen Dresdner Freund:

„Es betrübt mich sehr, daß ich dem ehrenvollen Aufruf zum Banner jetzt nicht folgen kann. Meine durch das Nervenfieber zerstörte Gesundheit erlaubt es nicht. Aber ich übersende Dir 10 Thaler und meine Uhr. Es ist das ganze Vermögen, was ich noch besitze. Gieb beides an das Organisationsbureau der freiwilligen Sachsen. Es ist freilich wenig, aber es kommt aus ehrlichem, teutschem Herzen. Gern hätte ich eine Büchse mitgeschickt. Ich habe aber nur eine; die übrigen habe ich bei den Kriegsunruhen eingebüßt.“

Gerhard von Kügelgen schreibt am 1. Januar 1814 aus Ballenstädt an den Kreishauptmann von Zezschwitz: „Gott hat indessen unsre Gebete nicht unerhört gelassen, und für manchen Verlust uns allen Trost im Glück der gerechten Waffen gegeben. Wohl dem, der in eigenem Blute die große Schuld des aufgeklärten Jahrhunderts, in welcher mehr oder minder wir Alle gefangen sind, abbüßen kann! Der dies nicht kann, dem bleibt

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/30&oldid=- (Version vom 17.4.2024)