Zum Inhalt springen

Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/56

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

31) Dienstag... Mit der Aufstellung der Gemälde stoßen wir auf Schwierigkeiten. Für die kleinen Abtheilungen auf der Seite der Italiener gebricht es uns an werthvollen Gemälden. Eine Menge Bilder, welche Kallmeyer für diese Abtheilungen bestimmt hatte, müssen wir verwerfen, das heißt, in das obere Stockwerk verweisen, weil sie für hier zu gering sind. Dadurch werden wir veranlaßt, weniger Abtheilungen mit den Italienern zu füllen und dagegen mit den Niederländern und Holländern uns auszudehnen, wodurch wir allerdings doch einen Vortheil gewinnen, nämlich den, sehr ausgezeichnete Gemälde dieser Abtheilung, die wir hoch hängen mußten, nun auch dem Auge nahe bringen zu können. Der Herr Minister ertheilt in einem Erlaß die Bewilligung, daß ich vom 6. August an Führungen im Museum einrichte. Ich bin nun befreit von den unangenehmen Verhältnissen, welche das Andrängen von Fremden, die das Museum sehen wollen, täglich bereitete.

August.

1) Mittwoch... Im Museum fortwährend Anläufe, um den Eintritt zu erstürmen. Wir sind in diesen Tagen in der Abwehr aber ziemlich rücksichtslos verfahren. Schirmer nimmt sich der Aufstellung der Gemälde in den kleinen Abtheilungen der Italiener sehr eifrig an, was mir sehr zu statten kommt. Er kennt die Bilder wie keiner und hat ein sehr gutes Urtheil, was dem Kallmeyer gebricht. Es wird nun doch alles recht werden. Die Ausweisungen nach Sibirien (die entfernteren Räume der oberen Etage) werden aber in großer Zahl stattfinden. Auch am Nachmittag arbeiten wir mehrere Stunden zusammen. Inzwischen bringen die Galeriediener auch den großen Sylvester herbei, welcher in dem Entreezimmer aufgestellt wird. Es ist dieses das allerletzte große Bild, das wir herüberzuschaffen hatten. Es kann nun der Querbalken der Thüre, welcher herausgenommen worden, wieder eingesetzt werden...

2) Donnerstag... Die am Nachmittag fertig gewordenen Abtheilungen der Italiener nehmen sich sehr gut aus. Die Niederländer und Holländer werden wir etwas aus einander rücken, wodurch werthvolle Gemälde dem Auge näher gebracht und einige Abtheilungen auf der Seite der Italiener gefüllt werden. Die Franzosen vermitteln den Uebergang, und es wird sich nun das Ganze sehr schön ordnen. Anders ist es aber nicht einzurichten, als daß wir mit den großen Bildern der Jtaliener nach den Niederlanden und mit den kleinen Bildern der Niederländer in das Gebiet der Italiener herübergreifen...Ludwig hat heute vor Seiner Excellenz Herrn von Lüttichau im Theater gesungen und, wie Herr von Naundorf Abends auf der Vogelwiese ihm gesagt hat, demselben gut gefallen. Anfragen, welche auf eine künftige etwaige Anstellung hier sich bezogen, hat Ludwig mit der Erklärung beantwortet, daß er für die nächsten drei Jahre in Karlsruhe engagirt sei.

4) Samstag. Um 11 Uhr sind sämmtliche kleine Abtheilungen fertig, mithin ist die Aufstellung in der ganzen ersten Etage vollendet.

6) Montag... Um 12 Uhr besuchen sämmtliche Kammermitglieder das Museum. Ich biete das Mögliche auf, um in der Eigenschaft des Direktors der Galerie die Honneurs zu machen. Die Herren Minister Rabenhorst und Behr sind zugegen. Es wird mir schwer gemacht, andere Beschauer, welche sich von den Inspektoren führen lassen wollen, heute von dem Besuch des Museums abzuhalten. Ich komme mit den unverschämten Lohnbedienten in Streit, bei welchem ich sehr hitzig werde.

8) Mittwoch... Im Museum ist nun auch der Saal der Deutschen in Ordnung. Im Ganzen macht er die gehoffte Wirkung, im Einzelnen nimmt das eine und andere Bild sich nicht so vortheilhaft aus, als zu wünschen wäre. Es wird da noch manche Aenderung geben...

9) Donnerstag... Im Museum geht alles seinen richtigen Gang... In dem zweiten Stock geht die Aufstellung der Bilder voran, da alle Leute eingeübt sind und Schirmer zur Hand ist.

11) Samstag. Seit Monaten ist es zu keiner Sitzung der Galerie-Kommission gekommen. Geschäfte liegen nicht vor und werden nicht leicht mehr vorkommen, da die Restaurationsarbeiten beendiget sind und die Aufstellung der Gemälde im Neuen Museum, wie die ganze Einrichtung desselben, von den Galeriebeamten und zwar zunächst von mir ausgeht. Es handelt sich also nur etwa von einer Kritik, die wir auch ohne Kommission haben können und haben werden. Auch ist durch den Tod ihres Vorstandes und durch den Austritt des Herrn von Quandt die Kommission außer mir auf die Personen von Hübner und Bendemann reduzirt, so daß auch hinsichtlich ihres Personalbestandes eine Auflösung oder eine Erneuerung als unabweisliche Forderung erscheint... Kirchbach sucht mich auf. Er fühlt sich jetzt ebenso aufgegeben von seinen Protektoren, wie ehemals getragen, und möchte nun bei mir Trost holen...

13) Montag... Im Museum ist eine kleine Stockung eingetreten. In dem Saal der Deutschen, wie schön er sich im Ganzen macht, wie glücklich das Verhältniß der Bildergrößen zu den Wandflächen paßt, ist doch das Licht nicht so günstig, als zu wünschen wäre, und deshalb entstehen mancherlei Zweifel über das, was wir zu thun haben, und mithin Stockungen in dem Aufstellungsgeschäft. Einiges kann man bessern, im Ganzen weiß ich aber dem Uebelstand nicht abzuhelfen;

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/56&oldid=- (Version vom 8.6.2024)