Zum Inhalt springen

Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/58

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

30) Donnerstag.... Im Museum finde ich den Rembrandt (ihn und seine Frau darstellend) inzwischen von Schirmer vortrefflich plazirt im großen Saal, und allerdings nimmt sich hier in dem ruhigen Lichte das Bild noch viel vortheilhafter aus als in der kleinen Abtheilung mit Seitenlicht.... Am Nachmittag finde ich auch die Lücke, die durch die Versetzung des Rembrandt entstanden ist, vortrefflich benutzt, um mehrere Köpfe von Van Dyck und Rubens dem Auge näher zu rücken. Diese neuesten Aenderungen in der Aufstellung find doch ein wesentlicher Gewinn. – Es ist eine spanische Tänzergesellschaft hier. Ich hatte noch niemals spanische Ballettänzer gesehen und entschließe mich heute in das Theater zu gehen und das Ballet zu sehen. Ich bereue die Ausgabe nicht, habe aber nun mit diesem einen Male genug.

31) Freitag.... In der Ausstellung sehe ich das Porträt des Königs, ganze Figur, von Gonne. Was Aehnlichkeit betrifft, so ist es vom Scheitel bis zur Zehe sprechend ähnlich, auch ist es trefflich gemalt. Bei alledem könnte doch mehr künstlerische Auffassung gewünscht werden. Es ist zu sehr Photographie.

September.

1) Samstag.... Meine Komposition „Jesus schläft während des Sturmes“ ist im Reinen, und halte ich dafür, daß sie eines der guten Blätter geben wird.

2) Sonntag. Am Vormittag, an welchem ich völlig ungestört meinen Arbeiten mich widmen kann, beschäftige ich mich mit meiner Bibel. Zum Theil verwende ich die Zeit auf die Korrektur der Durchzeichnung der gestern ins Reine gebrachten Komposition, zum Theil auf neue Entwürfe. Es entstehen die ersten Linien zur Komposition einer Verkündigung und eines Zacharias, dem im Tempel ebenfalls durch einen Engel eine Ankündigung zu Theil wird. Den Nachmittag verwende ich zu dem Aufsetzen des Gutachtens, welches in Betreff der Grundsätze, nach denen künftig die Erlaubnißertheilung zum Kopiren behandelt werden soll, von dem Ministerium mir abgefordert worden ist.

4) Dienstag.... Im Museum durch Schirmer noch eine glückliche Aenderung bewerkstelliget auf Anregung Bendemanns. Die Jagd von Rubens und das Gastmahl der Esther[1] von Rembrandt sind durch einen Tausch mit einem Hondekoeter und einem Mignon noch in den großen Rembrandt-Saal gekommen.

5) Mittwoch.... Und noch einmal gehe ich allein in das Theater, um Dawison als Bonjour in dem kleinen Stück „Wiener in Paris“, Quanter als Lassenius aus „Schulmeister in tausend Aengsten“ und die spanischen Tänzer zu sehen. Dawison als Bonjour ist einzig, und ich unterhalte mich vortrefflich.

7) Freitag.... Zu Hause sehe ich mir den heute erhaltenen Probedruck an der Platte von Walde nach meinem Karton „Barbarossas Tod“. Die Platte ist tüchtig gearbeitet, doch mit mehr Stilisirung als wahrem Verständniß.

10) Montag.... Gegen Abend besucht mich mein alter Jugendfreund Geyser, an dem ich große Freude habe. Wir erinnern uns lebhaft unserer gemeinschaftlichen Studien und unserer Unterhaltungen in Eutritsch, bei welchen in der Obstzeit seinen Pflaumen und Birnen von mir hart zugesetzt wurde.

11) Dienstag. Einige Bemerkungen, die mir in Betreff der Aufstellung des Rafael gemacht werden, erwecken Zweifel in mir, ob der ihm angewiesene Platz doch der rechte ist, oder ob es nicht besser wäre, ihn in den großen Saal zwischen die Correggios zu bringen, also da aufzustellen, wo jetzt der Abate hängt, nur tiefer. Ob die Wirkung des Bildes an dem gegenwärtigen Platz durch die architektonische Umgebung, die es erhalten wird, sich in dem Grade hebt, daß keine Einwendungen mehr gemacht werden können, muß sich zeigen.

12) Mittwoch.... Aus Berlin kommt das Diplom an, welches mich zum ordentlichen auswärtigen Mitglied der Berliner Akademie ernennt.

13) Donnerstag. Heute wird das Museum geschlossen und so lange geschlossen bleiben, bis es für das größere Publikum eröffnet werden kann. Das wird vor Anfang Oktober nicht möglich sein. Gestern schon theilte mir der Minister mit, daß der König heute das Museum sehen würde. In den frühen Morgenstunden erhalte ich ein Paar Zeilen, in welchen der Minister mir den Besuch des Königs bestimmter ankündiget und mich um 1 Uhr in das Museum bestellt. Der Minister kam etwas früher, um 1 Uhr erschien dann der König, begleitet von dem Generaladjutanten v. Engel. Der König durchschritt alle Räume, auch die in der oberen Etage, und war sehr zufrieden. Ich wurde aufgefordert, nach Besichtigung der Gemälde die Räumlichkeiten für die Kupferstich- und Handzeichnungs-Sammlung, für die Mengsischen Gypse, endlich für die naturhistorische Sammlung in dem kleinen Gefolge des Königs mit zu besuchen. An dem Mittelpavillon gegen das Prinzenpalais, wohin der Wagen Seiner Majestät bestellt war, entließ mich der König, versicherte mich, mir die Hand reichend, seiner Zufriedenheit, während der Minister mich noch als einen Mann lobte, mit dem man gut Geschäfte abmachen könne.

14) Freitag.... Rietschel benachrichtiget mich von Rauchs Ankunft und ersucht mich Veranstaltung zu treffen, daß derselbe das Museum sehe, für welchen Fall ich von dem Minister bereits die nöthige Vollmacht erlangt habe.


  1. Richtiger: Samsons Hochzeit.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/58&oldid=- (Version vom 9.6.2024)