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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/77

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dem Bilde mit gewissenhafter Benutzung des Vorhandenen auf Papier.– Beim Akt finde ich heute wieder viele Schüler. Die dem Modell in der vorigen Woche gegebene Stellung wird auch in dieser Woche beibehalten.

10) Donnerstag.... Seine Excellenz von Langenn erneut seinen früher schon an mich gestellten Antrag, einen Versuch zu machen, die Moritzburger Cranachs für das Museum zu erlangen. Ich stand von einem solchen Versuch ab, weil mir mitgetheilt wurde, daß eine frühere Reklamation auf Grund einer Stiftungsacte abgewiesen worden sei.

16) Mittwoch.... Schirmer ersuche ich die Gesammtzahl der Vorrathsbilder, welche seit meiner Zeit in die Galerie aufgenommen worden sind, aufzuzeichnen.

17) Donnerstag. Schirmer hat obenbemerktes Verzeichniß schon ziemlich vollständig beisammen. Es zeigt sich, daß gegen 140 Gemälde aus dem Vorrath in die Galerie aufgenommen worden sind.

18) Freitag. Schirmer hat das herrliche Bild von Palma, dessen Töchter darstellend [?], in das Restaurationszimmer genommen, um einen Fleck an der Wange der mittleren Schwester zu beseitigen, welcher in Folge einer früheren Restauration hervorgetreten war. Das Bild ist doch wundervoll. – Um 5 Uhr komme ich noch einmal mit Nicolai und dem Landbaumeister Hänel wegen der Leipziger Museumspläne zusammen. Es werden die Entwürfe zu dem Protokoll vorgelegt und der gleichfalls anwesende Advokat Niese[1] instruirt, aus diesen Entwürfen das Gutachten zusammenzustellen, welches dem Leipziger Stadtrath eingesandt werden soll.

22) Dienstag.... Jördens schickt mir einen Probedruck seiner Platte: „Moses zertrümmert die Gesetztafeln“. Das Blatt ist tüchtig gearbeitet.... Ich erhalte eine Einladung für morgen Abend zu Ihrer Majestät der Königin Maria.

23) Mittwoch.... Der Minister schickt mir Hübners Handschrift zum Katalog [der Gemäldegalerie]. – Der Hofmarschall der Königin Maria ersucht mich, heute Abend etwas zum Ansehen für die Königin mitzubringen. Ich wähle zu diesem Zwecke meine biblischen Zeichnungen. Außer mir ist noch Rietschel geladen. Wir fahren 81/2 Uhr dahin und finden die Königin mit Frau von Lüttichau und ihrer Hofdame, der Fräulein von Carlowitz. Sonst ist Niemand da. Die Damen betrachten meine Zeichnungen mit Aufmerksamkeit und, wie es scheint, mit Befriedigung. Die Unterhaltung ist sehr belebt und ungebunden. 1/4vor 11 Uhr fahren Rietschel und ich wieder zusammen nach Hause.

24) Donnerstag. Es ist nun das große Gemälde von Paul Veronese, die Familie Concina [Cuccina), in das Restaurationszimmer gebracht worden, um der so sehr nachgedunkelten Luft wieder einen lichteren Ton zu geben. Die Aufgabe ist in jeder Beziehung eine sehr schwierige, in künstlerischer wie in technischer Beziehung, und es wird mancher vergeblicher Versuch gemacht werden, das Richtige zu treffen. Auch haben wir den Andrea del Sarto, die Verlobung der heiligen Katharina, der in einigen Theilen abzublättern droht, in das Restaurationszimmer gebracht. Ueberhaupt giebt es viel zu thun, nachdem die Restaurationsgeschäfte ein halbes Jahr stille standen.

27) Sonntag. Endlich ist die Abfassung des Gutachtens über die Leipziger Museumspläne in Ordnung und wird dasselbe mir zur Unterschrift zugeschickt. Ich bringe es selbst zu Rietschel, welcher zwar wegen Unwohlsein den Sitzungen nicht beiwohnen konnte, nachher aber die Pläne eingesehen, dem Gutachten der Kollegen sich angeschlossen hat und es nun mit unterzeichnet.... Später lasse ich mir aus Hübners Manuskript vorlesen. Da die Stelle, welche von der Uebersiedelung und der Betheiligung der Kommission an der Aufstellung spricht, unverändert geblieben [vergl. 2. November 1855], so werde ich Veranlassung nehmen müssen, einige schriftliche Bemerkungen hierzu zu machen.

28) Montag.... Café national. L. Richter theilt mir mit, daß man in Meißen eine Zeichnung von mir zu einem Porzellan-Mosaikbild wünscht, das für die Wiener Industrieausstellung gefertiget werden soll. Abends Roquette und Dr. von Eye.

29) Dienstag. Ich schreibe heute an meiner Erklärung über den Hübnerschen Bericht über den Umzug und die Aufstellung der Galerie im neuen Museum. Fast versäume ich die rechte Zeit, um mich bei der von mir selbst angesagten außerordentlichen Konferenz der Galerie-Kommission einfinden zu können.... Es wird die Meinung der Restauratoren und des Direktors [gebilligt?], das Gemälde von Andrea del Sarto, die Verlobung der heiligen Katharina darstellend, das in einem Drittel sehr krank ist und theilweise abzublättern droht, noch nicht von seinem Holzgrunde abzunehmen, sondern selbst auf die Gefahr hin, einige Stellen abstoßen zu müssen, nach Möglichkeit wieder anzulegen, zu befestigen und auszubessern. Ueber die Weise, wie die Luft in dem großen Veronese, die Familie Concina, zu behandeln ist, verständiget man sich, indem man schrittweise vorzugehen beschließt. Die schöne Landschaft von Ruysdael, das Kloster, die unter einer schmutzigen Firnißdecke schmachtet, soll gereiniget werden.

30) Mittwoch.... Nachm. 5 Uhr Konferenz des akademischen Rathes. Professor Hettner wird als Mitglied desselben von dem Geh. Rath Kohlschütter eingeführt.


  1. Karl Friedr. Niese, Musikreferent des „Dresdner Anzeigers“ (gest. 1891).
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/77&oldid=- (Version vom 12.6.2024)