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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/78

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Hierauf werden die Gutachten über die Leutemannsche Nachbildung des Kaulbachschen Reineke Fuchs vorgetragen und beschlossen, da die Gutachten sich nicht unter einen Hut bringen lassen, die Gutachten der Einzelnen, wie sie sind, an den Advokat Steub einzusenden.

Februar.

1) Freitag.... Ganz unerwartet und plötzlich (im Bade) ist Frau von Lüttichau gestorben.

2) Samstag.... Schirmer hat die Luft in dem großen P. Veronese nun wiederhergestellt und den braunen Qualm glücklich entfernt. Das Bild hat außerordentlich gewonnen. Bald wird es wieder an seinem alten Platze und zwar in neuem Glanze strahlen.

4) Montag.... Im Restaurationszimmer finde ich die Ruysdaelsche Landschaft „das Kloster“ von dem dunkeln Firniß befreit und ganz in dem Glanze, wie wir es zu sehen hofften, ganz so, wie das Bild gemeint scheint, eine Landschaft nach einem Gewitterregen. – Besuch bei Rietschel, der nicht ganz wohl ist. Rietschel ist mir ein sehr lieber vertrauter Freund, und ich theile ihm auch heute mit, was nach da und dort mein Herz bewegt.

5) Dienstag.... Abends haben wir einige Freunde geladen, um Fastnachtsdienstag zu feiern.... Roquette liest einen Fastnachtsschwank von Holberg mit dem Titel Don Ranudo Colibrados, der uns sehr viel Unterhaltung gewährt. Dann wird ein sehr guter Kardinal aufgetischt und bis gegen Mitternacht geschwärmt.

6) Mittwoch.... Im Restaurationszimmer male ich ein wenig an dem Paul Veronese. Es handelt sich darum, an den Wämsern des knieenden Knaben und des jungen Mannes, neben der Figur der Liebe, die abgestorbenen Schatten ein klein wenig aufzufrischen und wieder Zeichnung hineinzubringen.

7) Donnerstag.... Den Abend beschließen wir (mit Ausnahme der Hausfrau) im Theater. Es wird Räders Fastnachtsposse „Robert und Bertram“ wiederholt, und wir amüsiren uns vortrefflich.

8) Freitag.... Restaurationszimmer und die Grablegung [„Die Beweinung Christi“ Woermanns Katalog Nr. 708], über welche mir Quandt seine Meinung in einem Briefe aus Dittersbach mittheilt.

9) Samstag.... Galerie-Kommission. Die gestern erwähnte Grablegung ist heruntergestellt, und ich nehme Gelegenheit, den v. Quandt’schen Brief mitzutheilen. Das Bild ist sehr schön und wird jedenfalls in die Sammlung aufgenommen. Das Kloster von Ruysdael wird mit Freude in seiner aufgefrischten Gestalt betrachtet. Der Paul Veronese ist bereits an seinem Ort im Saal der Venezianer, und wird weiter nichts bemerkt, so daß das Bild an seiner Stelle verbleibt. Wir begeben uns dann in die obere Etage und besehen und besprechen die Bilder, welche ausgemustert werden sollen. Meine Kollegen haben am vorigen Samstag etwas über 20 Bilder bezeichnet, welche ich mir heute bemerke mit dem Vorbehalt, sie noch einmal genau zu prüfen, um mit gutem Gewissen der Kommission mich anschließen zu können bei dem Antrag an das Ministerium. – Um 4 Uhr fahre ich nach dem Prinzen-Palais in Folge der Einladung zur Tafel bei dem Prinzen Georg. Ich finde etwa 24 Gäste, unter denen ich mehrere Bekannte sehe, unter Anderen Geh. Rath Weinlig, dessen Nachbar ich werde, Geh. Rath von Langenn, General Heinze etc. Der Minister Behr sitzt zur Rechten des Prinzen, der Minister außer Diensten Herr von Wietersheim zu seiner Linken. Die Unterhaltung ist sehr belebt.... Nach Tisch spricht der Prinz mit allen Geladenen, mir sagt er unter Anderem, daß der Minister von Zeschau viel auf mich halte.

11) Montag. Ich begebe mich zu dem Herrn Minister, um vor Allem anzuzeigen, daß das Glas zu dem Rafael mit dem Eisenrahmen aus dem Goldrahmen herausgenommen werden soll, weil dasselbe das genaue Maß für die neue Einrahmung geben wird. Der Minister wünscht, bevor dieses geschieht, noch mit dem Hofbaumeister zu sprechen in der Meinung, daß das Herausnehmen des Glases noch anstehen könne. Der Glaser Neumeier will natürlich bei einer Prozedur, bei der er nichts verdient, für das Glas (600 Thaler) nicht haften. Das Glas wiegt gegen oder über 3 Zentner. In Betreff der Hübner’schen Katalogsangelegenheit wünscht der Minister friedliche Beilegung.... Der Minister will selbst für Aenderung der mir anstößigen Stellen sorgen. Erst wenn diese Aenderung [bewirkt?] und anderes Ungehörige beseitiget ist, soll der König das Manuscript zu lesen bekommen.

12) Dienstag.... Im Museum gehe ich mit Inspektor Schmidt in die oberen Räume, um seine Meinung über die etwa auszuscheidenden Gemälde zu erfahren. Er bezeichnet die nämlichen Gemälde, welche von der Kommission bereits ausgewählt worden sind, und dann noch einige mehr. Es liegt doch in meiner Pflicht, mehrere Stimmen zu hören, da der Kunstwerth eines Bildes nicht allein entscheidend ist und Bedacht genommen werden muß, auch geringere Meister in einem Gemälde vertreten zu sehen.

13) Mittwoch.... Mit Schirmer und Renner gehe ich heute in die oberen Räume der Galerie, um auch mit ihnen die zur Aussonderung bestimmten Gemälde zu betrachten und die gestellten Anträge zu prüfen. Es werden die Ansichten der Kommission im Wesentlichen vollkommen gebilligt und mit Ausnahme des Bildchens von Kern, welcher Inspektor an der Dresdner Galerie war, die Entfernung sämmtlicher drei Klassen gewünscht.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/78&oldid=- (Version vom 12.6.2024)