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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/80

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ganz die Spuren der Ermüdung zu vertilgen, welche sich in Folge der Nachtschwärmerei bemerkbar gemacht haben.

25) Montag.... Auf dem Wege zum Minister begegnete mir Hübner und erklärte mit wenigen, aber herzlichen Worten, daß er mir nicht habe zu nahe treten wollen etc. etc. Für mich ist die Sache unter solchen Umständen abgethan. Nachtragen kann ich nicht.

27) Mittwoch.... Vom Magistrat der Stadt Leipzig kommt ein Schreiben an uns vier, die wir die Museumspläne geprüft und begutachtet haben, in welchem der Dank des Raths ausgesprochen und die Meldung enthalten ist, daß der Plan No. 9, welchen wir als den preiswürdigsten erkannt und bezeichnet hatten, auch durch den zweiten Preis gekrönt wurde; daß dessen Urheber der Professor Ludwig Lange aus München sei und daß dieser den Auftrag erhalten, seinen Plan umzuarbeiten und den Bau auszuführen....

28) Donnerstag.... Obermann bringt mir einen Probeabdruck seiner nun vollendeten Platte: „Der Herr straft durch Moses die Abgötterei des Volks“. Das Blatt ist sehr gut gearbeitet.

März.

1) Samstag.... Nachmittag beginne ich die Komposition „Die von giftigen Schlangen gebissenen Israeliten etc.“, werde aber vielfach unterbrochen.... Zu Hause finde ich einen Brief von Bunsen, in welchem er mir hauptsächlich über die Propheten des alten Bundes, Jesaias und Jeremias, schreibt.

2) Sonntag. Die gestern nur in flüchtigen Zügen hingeworfene Komposition wird heute früh wieder aufgenommen und bei verschlossener Thür und folglich ohne Störung weiter geführt. Am Abend liegt eine ziemlich ausgeführte Zeichnung fertig vor mir.

4) Dienstag. Geringswald bringt mir einen Probedruck seiner Platte „Stiftung des Osterlamms“. Das Blatt ist sehr gut gearbeitet. – Direktorialversammlung des Kunstvereins. Es kommt nicht viel von Bedeutung vor. Angekauft wird nur ein unbedeutendes Bildchen. Die Kunstvereinsverhandlungen werden dadurch recht lästig, daß die Mitglieder des Direktoriums wenig Takt zeigen für eine einfache klare Besprechung der Angelegenheiten, Gesagtes wiederholen, Einfaches konfus machen, nicht hören, was Andere sagen, und immer mitreden: das sind Unarten, welche, so lange ich bei dergleichen Vereinen mitwirke, die Sitzungen zu einer recht unangenehmen Arbeit machen. – Abends kommt Roquette, und wir trinken unsern Thee bei gemüthlicher, heiterer Besprechung. Roquette scheint unser Haus gern zu haben und ihm treu zu bleiben, während er sich aus brillanteren Kreisen zurückzieht. Auch dem Kreise der jungen Künstler bleibt er zugethan und hat bei der Aufführung des Reineke Fuchs (die morgen wiederholt wird) namentlich sehr thätig und hülfreich, eigentlich als die Seele des Unternehmens sich erwiesen....

5) Mittwoch.... Abends Wiederholung der Aufführung des Reineke Fuchs. Die jungen Künstler haben dieses Mal einen größern Saal gemiethet.... Es sind an 300 Plätze verlangt worden.... Die Frauen, welche dieses Mal unter den Zuschauern sich befinden, sind sehr überrascht und befriedigt durch das „Schönbartspiel“....

7) Freitag.... Nachmittag Sitzung des akademischen Raths. Um 4 Uhr prüfen wir die Konkurrenzarbeiten und beschließen über die Versetzungen. Die Arbeiten von Alb. v. Zahn befriedigen sehr, namentlich finden einige beigelegte Kompositionen viel Beifall.... Abends besucht uns Roquette. Er liest uns Einiges aus Auerbachs neuestem Buch „Schatzkästlein des Gevattersmanns“. Es sind prächtige Sachen darin, und man fühlt sich wieder hingezogen zu dem Schreiber. Ich werde das ihm sagen.

8) Samstag. Galerie-Kommission.... Beim Fortgehen meiner Kollegen höre ich, daß Prinz[WS 1] Georg da ist. Ich hatte ihn lange nicht gesehen und suchte Se. K. Hoheit in den oberen Räumen auf. Ich nahm Gelegenheit, von dem Zustande der Albrechtsburg in Meißen zu sprechen, den ein Artikel in dem Dresdner Journal als bedrohlich bezeichnet hatte, so ferne man die für die Porzellanmanufaktur errichtete Dampfmaschine noch lange dulde. Der Prinz, jetzt Vorstand des Alterthumsvereins, sagt, daß er gethan habe, was ihm möglich sei, um auf die Entfernung der Fabrik aus dem Schlosse hinzuwirken, alle Bemühungen scheiterten aber an dem Kostenpunkte. – Der Prinz erinnert mich an mein Landschaftsbuch, von dem ich ihm gesagt, und ladet mich und mein Buch zu nächstem Montag ein in seine Wohnung.

12) Mittwoch.... Schirmer ist mit der Wiederherstellung jener Grablegung beschäftigt, welche Quandt dem Juan de Sevilla zuschreibt und die nun unter den spanischen Bildern aufgestellt werden soll. Der ChristusKopf bedarf einer wesentlichen Nachhülfe, bei welcher auch ich Hand anlege.

13) Donnerstag. Unter Schirmers Hand ist der Kopf des Heilands nun schon zu einem edeln, ausdrucksvollen, dem meisterhaft gemalten Leibe entsprechenden Angesicht geworden. Das Bild wird nicht verfehlen, eine große Wirkung zu machen.

14) Freitag.... Hemken[1] ist mit seinem Karton „Der Tod Abels“ fertig. Die Arbeit ist gut gelungen und dabei ein wesentlicher Fortschritt kund geworden. Hemken will die Komposition malen, was ich voll. kommen billige.... Als ich um 7 Uhr nach Hause


  1. Ernst Hemken, lebt noch als Historienmaler in Dresden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Pring
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/80&oldid=- (Version vom 13.6.2024)