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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/82

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dem Mittelraum auf der westlichen Seite des Museum, der den Neueren angewiesen ist, ist bereits frei, und die durch die Entfernung der ausgeschiedenen Bilder entstandenen Lücken sind durch das Zusammendrängen der gebliebenen ausgefüllt.... Abends besucht uns Herr Bildhauer Knoll und bleibt zum Thee. Natürlich dreht sich das Gespräch hauptsächlich um München. Seine Mittheilungen sind aber nicht geeignet eine große Sehnsucht dahin zu erwecken.

April.

5) Samstag.... Galerie-Kommission.... Unter den Vorrathsbildern, welche bereits als die besseren seit Jahren abgesondert aufbewahrt und im Museum im Restaurations- und den Direktorialzimmern aufgestellt wurden, trifft man eine Auswahl von Gemälden, die noch in die Galerie aufgenommen werden sollen. Der Druck des Katalogs von Hübner hat begonnen und das Verzeichniß der Bilder muß zum Abschluß kommen.

6) Sonntag.... Ant. Jördens, der Holzschneider, der seit längerer Zeit in München für meine Bibel arbeitete, besucht mich auf der Durchreise nach seiner Heimath Muskau. Er macht mir den Eindruck eines offenen lieben Menschen.

10) Donnerstag.... Nach 8 Uhr begebe ich mich zur Königin Maria, zu der ich eingeladen bin. Es war befohlen worden, daß ich mein Landschaftsbuch mitbringe, von welchem Prinz Georg erzählt hat. Mit mir geladen sind Graf Bose, Gemahlin und Tochter, Graf Baudissin und Gemahlin. Dann waren noch zugegen eine Fürstin.... [Lücke], Fräulein von Carlowitz und der Hofmarschall von Langenn. Die Herrschaften scheinen sich mit meinem Buch doch ganz gut zu amüsiren, und nach halb 11 Uhr begeben wir uns nach Hause....

11) Freitag. Besuch bei dem Maler Fr. Zimmermann, welcher für die Porzellanfabrik meine Saxonia ins Große zeichnet. Scheinert wird diese Figur in einer Art von Porzellan-Mosaik für die Wiener Industrieausstellung ausführen.

13) Sonntag.... Es kommen Roquette, Gaber und später auch noch Wigand, den ich in Stadt Rom aufgesucht, gefunden und zu kommen gebeten habe. Wir sind bis 11 Uhr beisammen in heiterer Unterhaltung. So endiget ein Tag wieder einmal fröhlich, was lange nicht der Fall war. Die Hausfrau hatte für ein gutes Glas Wein gesorgt, und auch das trägt dazu bei, mich wieder auf die Beine zu bringen. Noch will ich erwähnen, daß zwei flüchtige, nur in ein Paar Linien bestehende Entwürfe zu Bibelbildern gemacht werden und daß Gaber einen Abdruck des Kopfes vom Erzengel Michael bringt (Tod Mosis), der mir große Freude macht.

14) Montag.... Der Theolog Luthardt aus Franken, jetzt Professor der Theologie in Leipzig, der nach Dresden gekommen, um sich dem Minister v. Falkenstein und den geistlichen Behörden vorzustellen, macht uns nach Tisch einen Besuch. Wir haben ihn als jungen Mann in München gesehen, wir freuen uns sehr ihn jetzt wiederzusehen. Seine ganze Persönlichkeit hat etwas ungemein Einnehmendes.

16) Mittwoch.... Bei aller Unruhe, in die ich wegen einer Menge kleiner Besorgungen und Geschäfte gerathe, kommt doch wieder ein Entwurf zu Stande, der Abends in einem Umriß feststeht und zum Durchpausen zu Gaber wandert. Das Bild stellt vor: die Eroberung von Ai.

17) Donnerstag. Wieder ein Entwurf: „Josua schlägt fünf Könige der Amoriter“. Professor Huber[1] in Dresden. Er macht mir diesen Morgen einen Besuch. Seine Absicht ist hier einige Vorträge über Association in seinem uns bekannten entschieden konservativen Sinn zu halten.... Nachmittag besucht mich.... der Bildhauer Schilling, der nun aus Rom wieder zurückgekehrt ist und mir gute Nachrichten von Wislicenus bringt. Bei meinem abendlichen Ausgang begegnet mir Prof. Huber in der Nähe meiner Wohnung. Die Polizei gestattet die Vorlesungen über Association nicht. Sie weiß natürlich nichts von der Sache und hält sich nur an den verrufenen Namen....

18) Freitag.... Im Museum finde ich Prof. Huber. Er war beim Minister von Beust, um demselben persönlich über sein Vorhaben wegen der Vorträge über Association Mittheilung zu machen. Der Minister findet kein Bedenken, die Bewilligung zu diesen Vorträgen zu ertheilen, und so werden dieselben trotz des Polizeidirektors dennoch stattfinden. – Manger bringt mir einen Probedruck des Blattes: Die Anbetung der Weisen aus Morgenland. Das Blatt ist recht tüchtig geschnitten, nur sind die Lichtmassen nicht gehörig zusammengehalten.

19) Samstag.... Ich.... begebe mich dann zu dem Musiklehrer Brauer, welcher das C. M. v. Weber-Komite in Sachen des Denkmals zu sich entboten hat. Ich werde beauftragt mit Prof. Hettner wegen Uebernahme der Vorstandschaft des Komite, die seit Schulz’ Tod in Erledigung gekommen, dann mit Rietschel wegen Beginn der Statue zu reden. Abends kommt Roquette, dessen Geburtstag heute ist (weswegen wir ihn auch eingeladen), und liest uns seinen Tonio, der uns sehr gefällt.... Auf Roquettes Wohl wird ein gut Glas Wein geleert.


  1. Victor Aimé Huber, sozialpolitischer Schriftsteller, Vorkämpfer für die auf Abhilfe der Noth der unteren Klassen gerichteten sozialen Bestrebungen (gest. 1869 in Wernigerode).
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/82&oldid=- (Version vom 13.6.2024)