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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/83

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20) Sonntag. Ich werde in das Museum beschieden, um den Herzog und die Frau Herzogin von Altenburg zu führen. Um 1 Uhr kommt unser König selbst, dann die Königin mit den Prinzessinnen und dem Herzog und der Herzogin. Auch Prinz Georg stellt sich ein. Adjutanten, Hofkavaliere und Hofdamen giebts die Menge. Die Herzoglichen Gäste kennen die Bilder, aber nicht das neue Museum, das natürlich einen sehr guten Eindruck macht. Die Herrschaften sind sämmtlich sehr gnädig. Der König fragt mich nach meiner Bibel, spricht dann, wie Königin und Prinzessinnen von meinem Landschaftsbuch, das Allen große Freude gemacht zu haben scheint. Erst gegen 3 Uhr verlassen die Herrschaften das Gebäude. Inzwischen hatte sich eine große Menge von Leuten bei dem Eingang versammelt, die alle noch eintreten wollen. Ich bleibe bis 3 Uhr am Eingang und helfe die Leute ein wenig in Ordnung halten. An stöhnenden Frauen und an heulenden Kindern fehlt es nicht.

22) Dienstag.... Prof. Huber hält heute Abend seine erste Vorlesung über Association als Innung der Zukunft. Der Inhalt des Vortrags ist interessant und überzeugend. Morgen findet die zweite Vorlesung statt. Leider kommen wenig Leute.

23) Mittwoch.... Heute Abend hält Huber seine zweite Vorlesung, mit der sein Vortrag über Association als Innung der Zukunft geschlossen ist. Der Zuhörer sind nicht viele, die Anwesenden folgen der Entwickelung der Darlegung aber mit größter Aufmerksamkeit, und man sollte glauben, daß sie nicht ohne allen Erfolg bleiben könnte.

24) Donnerstag. Ich werde am frühen Morgen in das Museum gerufen, um genau den Platz zu bestimmen, auf welchem die Spindel für den Rafaels-Altar eingesenkt werden soll. Bald wird sich der Aufbau erheben.... Fräulein De Ahna (Rosa Delmont) tritt heute zum ersten Mal als Orpheus (Gluck) auf. Wir begeben uns in das Theater und sehen und hören mit eben so großer Befriedigung die hoffnungsvolle junge Sängerin, als wir uns der herrlichen Musik erfreuen. Nach der Oper werden noch aufgeführt: Die Badekuren von Putlitz.

25) Freitag.... Heute Abend wird der König von Preußen erwartet. Wir müssen darauf gefaßt sein, ihn und die Königin, die bereits am Dienstag hier eingetroffen ist, morgen im Museum zu sehen. Alles wird darauf vorbereitet, die Herrschaften auch bei den noch nicht vollendeten Reinigungsarbeiten mit Anstand empfangen zu können.

26) Samstag. Es wird mir gemeldet, daß die hohen Herrschaften um 12 Uhr im Museum sein werden. Ich war schon ein Paar Stunden vorher daselbst, um mich zu überzeugen, daß Alles in Bereitschaft sei.... Mit den preußischen Majestäten kam unser ganzer Hof, auch die Königin Maria und der Kronprinz fehlten nicht. Der König von Preußen war sehr liebenswürdig und, wie es schien, sehr zufrieden mit dem Eindruck, den er davontrug. Ich bin mit mir selbst und meiner Führung nicht zufrieden. Ich konnte einige Fragen, die an mich geschahen, nicht beantworten. Wenn ich mit meinem Prinzen Georg in der Galerie umhergehe, da geht das Herz und auch der Mund mir auf, und ich kann das Gefühl haben, zuweilen etwas zu sagen, das zu hören der Mühe verlohnt. – Die Königin Maria verlangt mein Landschaftsbuch noch einmal zu haben; ich soll es ihr morgen schicken.

28) Montag. In der Meinung, im Museum nur einige Erkundigungen in Betreff der Wiedereröffnung desselben einzuziehen, werde ich festgehalten durch den Umstand, daß zugleich mit mir die Prinzessin Auguste in dasselbe eintritt, welcher ich natürlich als Führer dienen muß. Indem die Prinzessin das Museum verläßt, betritt es Prinz Georg, bei welchem ich dann verweile. Der Prinz theilt mir mit, daß der König von Preußen mein Landschaftsbuch gesehen und geäußert hat, es wäre hübsch, wenn ich eine Anzahl der Blätter durch die Lithographie vervielfältigen ließ und herausgäbe.

29) Dienstag. Der heutige Tag bringt des Guten viel.... Der Leibjäger des preußischen Gesandten bringt für mich den rothen Adlerorden 2. Klasse....

Mai.

5) Montag.... Heute langen zwei Probedrucke an, einer von Jungtow. Das Blatt ist nicht besonders ausgefallen. Jungtow klagt über das Holz. Der andere Druck ist von Aarland: „Moses erblickt das Israel verheißene Land“, ein gut gearbeitetes Blatt.

8) Donnerstag.... Ant. Jördens sendet mir einen Probedruck des „Bileam“. Das Blatt ist etwas rauh, aber tüchtig gearbeitet, nach rechter Holzschnittsart.

9) Freitag.... Unter den Holzschnitten, die ich dieser Tage erhalten, macht mir der heute empfangene ganz besondre Freude. Es ist Mosis Tod, von Gaber geschnitten. Von Thaeter erhalte ich einen Brief und einen Probedruck des nun vollendeten Stichs nach Friedrich Barbarossas Tod von Walde. Das Blatt nimmt sich sehr schön aus.

10) Samstag. Brief an Rahn. Ich schreibe ihm, daß Arnold nicht geneigt ist, auf eine Unterhandlung wegen der Platte mit ihm einzugehen, daß ich nicht sagen kann, was er noch an derselben zu thun hätte und deswegen die Zeichnung nicht zurücksende. Doch lasse ich es darauf ankommen, ob er die Zeichnung noch einmal haben will, da ich weder ihn zu kränken noch in Nachtheil zu sehen gesonnen bin.

11) Sonntag. Pfingsten.... Walde’s Stich nach dem Tod Barbarossa’s ist doch sehr schön durchgeführt,

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/83&oldid=- (Version vom 13.6.2024)