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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/89

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noch zu thun gedenkt, womit ich mich einverstanden erkläre. Noch einmal finde ich Schnaase und seine Frau in der Betrachtung des Rafael versunken. Zusammentreffen mit Rietschel ebendaselbst. Bei unserem gemeinschaftlichen Gang nach unseren Wohnungen theilt mir Rietschel mit, daß Hübner an der Galerie als Archivar oder so etwas Aehnliches angestellt zu werden wünscht....

15) Dienstag. Vortrag bei dem Herrn Minister. Bericht über des Königs Besuch im Museum und dessen Urtheil über die neue Einrahmung der Madonna, sowie der Aeußerung, daß nun auch die Holbeinsche Madonna eine entsprechende Aufstellung erhalten müsse. Der Minister giebt mir den Auftrag, mit Krüger deshalb zu reden und die bereits von diesem angefertigte Zeichnung zu begutachten.... Sodann theile ich mit, was mir Rietschel über Hübners Wunsch gesagt hat, um der Aufforderung, in dieser Sache als Vermittler zu dienen, zu genügen. Ich lasse Hübners Talenten und vielen ausgezeichneten Eigenschaften gewiß volle Gerechtigkeit widerfahren, bemerke auch, daß ich oft daran gedacht hätte, meine Direktorstelle aufzugeben, damit sie Hübner einnehmen könne; erkläre jedoch, daß ich ihm lieber meine ganze Stellung einräumen würde, als ihn an meiner Seite haben. Ich.... erhalte dann den einfachen Bescheid als Antwort, daß weder Veranlassung, noch Mittel zu solch einer Anstellung vorhanden wären....

16) Mittwoch.... Nachmittag machen wir eine Partie nach dem Fischhaus.... Die Neustadt, die ich außer der Klostergasse seit Jahr und Tag nicht betreten habe, macht auf uns einen neuen und sehr günstigen Eindruck; besonders sind die neuen Häuser mit Gärten an der Bautzner Straße ganz reizend.

17) Donnerstag. In der Akademie arbeiten nur neun Schüler, unter denen einer modellirt und einer malt. Alle sind sehr fleißig, einige recht tüchtig. Besondere Freude macht mir Aster, der Malende.

19) Samstag.... Galerie Kommission.... Christus von Cima da Conegliano, dessen Hintergrund ziemlich schlecht aussah in Folge früherer Uebermalung und nicht völlig durchgeführter Restauration, ist durch Schirmer jetzt befriedigend wiederhergestellt.

20) Sonntag.... Vor Eröffnung des Museums für das Publikum statte ich der Madonna von Rafael einen Besuch ab. Das Bild nimmt sich doch unvergleichlich aus. Es ist auch in allen Zeitungen davon die Rede, wie unglaublich es durch die letzte Restauration und durch die neue Aufstellung gewonnen hat.

22) Dienstag.... Museum. Schirmer hat den Christus von Cima da Conegliano (sonst Giov. Bellini) vortrefflich restaurirt. Die eine Hälfte der Luft war vor langer Zeit, vermuthlich wegen starker Beschädigungen, mit einem Vorhang verdeckt. Dieser wurde schon vor einigen Jahren wieder weggenommen und durch Luft ersetzt, die aber nicht besonders gut gerieth. Jetzt ist dieser Hintergrund vortrefflich in Stimmung und Behandlung.

23) Mittwoch. Ich entschließe mich nun doch, die Einrahmung des Rafael mit einer eisernen Schranke umgeben zu lassen, und da nächsten Sonntag die Vogelwiese beginnt, die immer einen großen Andrang von Menschen veranlaßt, so treffe ich auf der Stelle die nöthigen Maßregeln, um die Schranke bis dahin aufstellen zu können. Zuerst hole ich selbst den Hofbaumeister Krüger herbei, dann wird der Schlosser gerufen, um diesem sogleich die nöthige Anweisung zur Anfertigung der Schranke zu geben.

24) Donnerstag. Die Studien nach dem Gewand in der Akademie nehmen guten Fortgang. Die jungen Leute halten sich gut und arbeiten recht tüchtig. Aster und Zahn werden sich bald auszeichnen. Einer der tüchtigsten Zeichner unter den Jungen ist Steglich [1].

25) Freitag. Meinen Akademikern zeige ich die Gewandstudien, die ich nach den von Schülern gezeichneten, aber von mir gelegten Gewändern gemacht habe, und suche mir eine von den jetzt gefertigten Studien aus, um sie für mich und in meiner Weise nachzuzeichnen. – Im Museum ist das Gemälde von Garofalo Nr. 586/125 [„Maria, ihr Kind anbetend“], das früher durch Renner vom Holze abgenommen und restaurirt worden, jetzt aber einige Abblätterungen droht, in das Restaurationszimmer gebracht worden, um zu sehen, was damit zu thun ist. Es ist besser erhalten, als wir vermutheten.... Ein furchtbares Hagelwetter geht über Dresden hernieder, das großen Schaden anrichtet. Unser Museum bleibt unversehrt.

27) Sonntag.... Nach langer Zeit komme ich auch wieder dazu, eine Predigt zu hören. Ich höre eine Predigt von Langbein, die kurz, gut und praktisch ist, über das Thema: Ihr sollt allezeit bereit sein, Zeugniß zu geben von dem Grund, auf welchem Eure Hoffnung ruht.... Im Museum finde ich die eisernen Schranken nun auch schon vergoldet. Alles ist also vollendet, und nun kann die Vogelwiese anfangen.

28) Montag.... Eine der Zeichnungen nach dem in der vorigen Woche in der Akademie von mir gelegten Gewande copiere ich mir heute, wie ich in jedem Jahre gethan habe, um mit den akademischen Studien immer in Verbindung zu bleiben.

29) Dienstag.... Besuch bei dem Maler und Lithographen Gille, welcher unser nächstauszugebendes Kunstvereinsblatt ausführt. Die Lithographie wird von ihm nach einer auch von ihm komponirten und


  1. Karl Julius Steglich, lebt noch als Historienmaler in Dresden.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/89&oldid=- (Version vom 14.6.2024)