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hinaus an die Ränder der Vorstädte, wo die glanzvollen Läden unbekannt und die Verkaufsstellen oft nichts anderes als winzige Fensternischen sind, in denen der Händler, manchmal sogar in Gesellschaft seiner Ehehälfte, hockt, um einige Betelblätter, Sodawasserflaschen oder fast wertlosen Trödel feilzubieten. Ich habe oft von ganzem Herzen lachen müssen, wenn ich bei solchen indischen Trödlern Dinge sah, wie z. B. Puppen aus Draht zur Anfertigung europäischer Frauenkleider, die bei Hindus, falls sie nicht Damenschneider sind, kaum eine angemessene Verwendung finden können.

Verkäufer von Betelblättern;
seine neben ihm sitzende Frau raucht eine Wasserpfeife.

Indische Kramladen bilden für ein künstlerisch schauendes Auge um so größere Anziehungskraft, je kleiner sie selbst oder die Verkäufer sind, denn es ist gar keine Seltenheit, daß ganz kleine Kinder mit dem Verkauf von Betelblättern oder ähnlichen geringwertigen Dingen, die aber doch einen festen Preis haben, betraut werden. In derartigen indischen Läden findet man allerlei diesem Lande eigentümliche Absonderlichkeiten, die man sich nicht gleich selbst erklären kann, so z. B. die runden Tonkrüge, die statt der Kästen und Schubfächer von den Mehlhändlern in schräger Stellung zur Hälfte in die Wände eingemauert werden, um den zerstörungslustigen, gefräßigen weißen Ameisen[WS 1] das Emporsteigen und den Zutritt zu dem Mehle zu hindern.

Kind und Kleiderstock.

Eine Unzahl drolliger, wenn auch nicht immer sehr appetitlicher Bilder wird denjenigen belohnen, der sich die Zeit

und die Mühe nimmt, in den ausschließlich von Eingeborenen bewohnten Straßen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Weiße Ameisen: vergleiche Termiten (veraltet englisch: white ant)
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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/252&oldid=- (Version vom 1.7.2018)