Seite:EhrenfestKrise.djvu/10

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sie sich quantitativ richtig erklären, wenn man mit Fresnel annimmt, daß die Erde durch den feststehenden Äther gleitet.

2. Fizeau hatte experimentell festgestellt, daß die Lichtgeschwindigkeit in strömendem Wasser größer ist als in ruhendem Wasser; und zwar um einen ganz bestimmten Bruchteil der Strömungsgeschwindigkeit des Wassers. Es ist ein überaus bedeutsamer Erfolg der Lorentz’schen Theorie, daß sie dieses experimentelle Resultat in durchsichtiger Weise und quantitativ richtig erklären konnte. Die Hypothese vom mitbewegten Äther hingegen steht in unzweideutigem Widerspruch mit dem, was Fizeau fand; denn sie würde verlangen, daß die Lichtgeschwindigkeit im strömenden Wasser um den vollen Betrag der Strömungsgeschwindigkeit vergrößert ist.

3. Zu einem Zeitpunkt, wo übrigens der Sieg der Lorentz’schen Theorie schon durch ihre vielseitigen anderen Erfolge entschieden war, brachte ihr noch ein Experiment des russischen Physikers Eichenwald eine merkwürdig schöne Bestätigung. Läßt man einen elektrisierten Körper sehr rasch rotieren, so wirkt er auf eine Magnetnadel wie ein Magnet. Eichenwald wählte nun eine spezielle Anordnung, bei der die Lorentz’sche Theorie eine andere Größe für die magnetische Kraft erfordert als die Hertz’sche. Auch hier wieder entschied das Experiment scharf zugunsten des feststehenden und zu ungunsten des mitbewegten Äthers.

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Paul Ehrenfest: Zur Krise der Lichtäther-Hypothese. Springer, Berlin 1913, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:EhrenfestKrise.djvu/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)