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Kehren wir nun wieder zu unserem „Kugelexperiment“ zurück und erinnern wir uns an die Prognosen, die die drei Lichttheorien aufgestellt hatten. Die Newton’sche Emissionstheorie und die Stokes-Hertzsche Theorie vom mitbewegten Äther hatten übereinstimmend gesagt: Der Experimentator in der laufenden Kugel sieht genau dasselbe wie der Experimentator in der ruhenden Kugel. Können wir aber der Prognose dieser beiden Theorien noch Glauben schenken, nachdem sie beide von den Physikern aufgegeben worden sind? — Doch wohl nein. — Was sagt aber die siegreiche Hypothese vom feststehenden Äther? Sie verlangt, wie wir früher gesehen haben, daß der Experimentator in der laufenden Kugel — wegen des Ätherwindes, der seine Kugel durchströmt — etwas ganz anderes sieht, als der Experimentator in der ruhenden Kugel. Und das also ist es, was wir wohl erwarten müssten.

Unser Kugelexperiment ist offenbar nichts anderes als die groteske Übertreibung eines faktisch ausgeführten Experimentes: des berühmten Versuches von Michelson.

Michelson arbeitet mit einem Apparat von nur wenigen Metern Größe, und sein Apparat läuft nicht mit einem Zehntel, sondern nur mit einem Zehntausendstel der Geschwindigkeit des Lichtes durch den Äther; nämlich mit unserer Erde zusammen, die ja gerade mit dieser Geschwindigkeit um die Sonne läuft.

Wegen dieser weitaus ungünstigeren Verhältnisse

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Paul Ehrenfest: Zur Krise der Lichtäther-Hypothese. Springer, Berlin 1913, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:EhrenfestKrise.djvu/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)