mußte Michelson natürlich auch unendlich viel empfindlichere Meßmittel benützen, als wir in unserem „Kugelexperiment“. Das Prinzip aber bleibt dasselbe.
Wir dürfen also wohl zur Bequemlichkeit so sprechen, als habe Michelson direkt unser „Kugelexperiment“ ausgeführt. Was fand er? Fand er wirklich, daß die Pole später aufleuchten als der Äquator, wie es die Hypothese des feststehenden Äthers verlangt? — Seine Anordnung war weitaus empfindlich genug, um die berechnete Verspätung zu konstatieren, falls sie existierte.
Sie wissen, daß Michelson keine Spur dieser erwarteten Verspätung fand. Und bekanntlich hat man später noch andere — teils elektrische, teils optische — Experimente angestellt, um den Ätherwind zu konstatieren, der in unseren Laboratorien herrschen muß, wenn sich wirklich unsere Erde durch einen feststehenden Äther hindurchbewegt. — Sie wissen, daß alle diese Ätherwind-Experimente immer wieder ein prägnant-negatives Resultat lieferten. Immer wieder konnte man keine Spur von jenem Ätherwind entdecken. Und doch soll er mit einer Geschwindigkeit, die rund tausendmal größer ist, als die eines D-Trains, durch unsere Laboratorien — und auch durch diesen Saal hindurchbrausen!
Wie reagierten die Physiker auf das gemeinsame negative Resultat aller Ätherwind-Experimente? Wie stellten sie sich nun zur Ätherhypothese?
Ich will versuchen, die wichtigsten Standpunkte
Paul Ehrenfest: Zur Krise der Lichtäther-Hypothese. Springer, Berlin 1913, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:EhrenfestKrise.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)