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Innenwand der Hohlkugel ist ein rein mechanischer Vorgang, nach Art eines Ballspieles: Die Lampe wirft Lichtkörperchen durch den leeren Raum zur Wand und von der Wand springen sie elastisch wieder zur Lampe zurück. Der Verlauf eines solchen Ballspieles bleibt aber natürlich derselbe, gleichgültig, ob es in einem vor uns ruhenden oder in einem vor uns gleichförmig laufenden Zimmer stattfindet.

Fresnel — einer der Begründer der modernen Lichttheorie — würde sagen: Nein, der Experimentator in der laufenden Kugel sieht etwas ganz anderes als der in der ruhenden Kugel! Er sieht folgendes: Zunächst sieht er die Lampe, dann ist es zirka zwei Stunden lang finster, dann aber sieht er zunächst den Äquator der Kugel aufleuchten (so heiße derjenige größte Kreis der Kugel, der auf der Bewegungsrichtung, der Kugel senkrecht steht), nachher leuchten zwei Breitenkreise auf, die symmetrisch zum Äquator liegen. Diese Breitenkreise rücken symmetrisch gegen die Pole. Zuletzt leuchten noch gleichzeitig die beiden Pole der Kugel auf, und dann ist es wieder finster.

Wieso kommt Fresnel zu dieser merkwürdigen Behauptung?

Fresnel hat die folgende Hypothese über die Natur der Lichtfortpflanzung: Der ganze Weltraum ist von einem Äther erfüllt, der etwa relativ zu den Fixsternen ruht. Die Körper bewegen sich frei durch diesen Äther, ohne ihn mit sich zu reißen. Wenn eine Lampe Licht aussendet, so bedeutet das, daß sie jenem

Empfohlene Zitierweise:
Paul Ehrenfest: Zur Krise der Lichtäther-Hypothese. Springer, Berlin 1913, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:EhrenfestKrise.djvu/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)