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ich wähle soll immer die seyn, von der ich überzeugt bin daß sie aufrichtig ist, die Tugend mehr als Gewinnst schätzt, das wahre Wohl meines Vaterlandes sucht, die Religion ehrt und den Namen Gottes fürchtet. Einen Mann der sich alle Tage anders verstellen kan, einen Mann der ein fremdes Volk mehr liebt als sein eigenes, einen Mann der um Ehrgeizes oder Gewinnstes willen seinen Kindern erlaubt ihre Religion zu verlassen — einen solchen kan ich nicht leiden; er ist mir ein Greuel; wenn ich anders kan so soll er nicht mein Gouvernör werden.

Ich will nicht just sagen ob Judge M’Kean ein solcher ist oder nicht. Aber, fragen will ich doch was man von dergleichen Art wider den James Roß[WS 1] einwenden kan? Alles was man gegen ihn zu sagen hat, ist, daß Er zu einigen von denen Gesetzen und Maßregeln gestimmt hat, von denen ich oben geredet habe. Nun leset doch einmal, um Gottes willen, die so sehr verlästerten Gesetze selbst mit Aufmerksamkeit durch, bedenkt was ich oben davon gesagt habe und dann antwortet selbst ob es eine gerechte Einwendung gegen einen Mann sey, daß er zu denselben gestimmt hat.

James Roß ist ein Mann, allem Ansehen nach zwischen 30 und 40 Jahren alt, ziemlich stark und groß von Statur, eines freyen aufrichtigen Wesens, eines leichten, freyen Zutritts, und einer ehrlichen, gutherzigen Gemüthsart. Ueberhaupt hat er beynahe das Ansehen eines braven, starken Deutschen. Mit dem gemeinen und armen Mann geht er eben so liebreich und höflich um als mit dem Reichen. Nichts stolzes, nichts ehrgeitziges, nichts rauhes findet sich in seinem Umgang. Und was noch mehr als alles dieses ihn uns theuer und werth machen solte ist, daß wenn eher etwas im Senat vorkam das mit dem Wohl unsers besondern Staats etwas zu thun hatte, so bewieß er sich immer als einen eigentlichen Freund Pennsylvaniens: Er that sein äusserstes, unser Wohl, mit dem Wohl des ganzen zu befördern.

Seyd ihr einmal so glücklich, daß ihr ihn zum Gouvernör wählt, so werdet ihr finden, daß er sich betragen kan als einer, der die Wichtigkeit und Würde seines Amtes vor Augen hat, und sich mit besonderer Fertigkeit in dasselbe zu schicken weiß. Nie läßt er sein Temperament die Schranken der Wohlanständigkeit überschreiten. Nie führt er sich auf wie ein zänkisches altes Weib. Hingegen, kan man euch bezeugen, daß er gar viele schöne Eigenschaften an sich hat, und sich immer sittlich und ordentlich beträgt. Er ist kein Säuffer; von ihm kan nicht gesagt werden daß er je durch Partheylichkeit, oder heftige unanständige Leidenschaften, seinen guten Namen entehrt hat. Ob aber solches der Character des Herrn M’Kean ist oder nicht; das mag euch ein andrer beantworten.

Doch warum sag ich so viel? Sogar die Widersacher des James Roß unterwinden sich nicht etwas erhebliches wider ihn hervorzubringen. Sie wissen daß ihre Lügen gar zu handgreiflich wären wenn sie es thäten. Oder doch zum wenigsten, wenn sie böses von ihm reden, so thun sie dieses nie vor den Ohren solcher Männer die den James Roß besser kennen.

Wenn sie euch überreden wollen nicht für ihn zu stimmen, so fangen sie an von nichts als von Freiheit und Sclaverey, Ketten und Banden, von Halskragen, Maulgesperr und Schafott drauf loß zu brüllen. O Schrecken und Entsetzen! aber was hat der James Roß mit diesen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. James Roß, britisch-amerikanischer Politiker (Föderalistische Partei) und Kandidat für das Amt Gouverneurs von Pennsylvania
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt: Ein Ernstlicher Ruf an die Deutschen in Pennsylvanien. Gedruckt bey Johann Albrecht und Comp. in der Prinz-Strasse, Lancaster 1799, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Ernstlicher_Ruf_an_die_Deutschen_in_Pennsylvanien.pdf/13&oldid=- (Version vom 20.8.2021)