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Dingen zu thun. Mich wundert warum sie ihre liebe Guillotine nicht auch mit einbringen — Allein, doch sie habens nicht nöthig; denn sie schreyen schon genug um uns zu beweisen, daß sie entweder tolle, mondsüchtige Narren, oder schelmische Schurken sind.

Allein es mögte hier gefragt werden: Was hat es mit unserm guten Namen zu thun, ob wir für den einen oder den andern stimmen? Gar viel hat es damit zu thun. Stimmt ihr für den Judge M’Kean so beweiset ihr dadurch daß ihr auch zu denen gehört, die allen christlichen Geboten und Ordnungen zuwider, eure rechtmäßige Obrigkeit verlästern und verfluchen, statt sie zu segnen und für sie zu beten. Haben die Deutschen nicht schon sich Schandflecks genug in Northampton County angehängt?[WS 1] Sollen wir noch weiter gehen? Nein lieber, meine Brüder, wir wollen diesen Schandfleck abzureiben suchen, indem wir uns in Zukunft als ordentliche, treue Bürger unsers Landes verhalten, und statt mit aufrührischen Gedanken schwanger zu gehen, bey öffentlichen Wahlen, unsre Stimmen in der Stille eingeben, und nachher wieder zu unserm Fleiß und häußlichen, stillen Wesen zurück kehren.

Schon heißt es: Pennsylvanien ist der schlimmste Staat unter allen. Zweymal hat man Aufruhren dort stillen müssen, die eine unter den Eyrischen, die andere unter den Deutschen. Vor nicht vielen Jahren wurde es auf einer unserer Kanzeln berühret, das nebst neunzehn Eyrische und Schwarzen, ein einziger Deutscher gefunden worden, der den Gesetzen seines Landes zuwider handelte. Nun aber — O wehe, in welche Lage sind wir gekommen! — Nun müssen wir es beweinen, daß die Deutschen sich eben so sehr als die Eyrischen beschimpft haben! — Ach guter Gott! wer hätte das vor erlichen Jahren gemeint?

Kommt, meine Brüder, schlagt euch doch wieder zu der ordentlichen Classe; betragt euch als würdige, fromme, brave Bürger; und beweiset es vor aller Welt, daß ihr doch noch das alte, redliche, ehrliche, Deutsche Blut in euren Adern fließen habt. — Wenn einmal ein guter Name angefangen hat seinen Glanz zu verliehren, so wird er immer schwärzer und schwärzer, wenn man nicht bald anfängt, und das mit allem Fleiß, den Rost abzureiben. Und wie traurig wäre es, wann in künftigen Tagen, unsre Nachkommen klagen müssen: „Ach leider, wir sind ein verachtetes Volk — in den und den Jahren fingen unsre Voreltern an auszuarten — Ihr guter Name verlohr sich nach und nach unter dem Schutt ihrer Laster; und nun müssen wir leider! die kummervollen Folgen davon ertragen.“ Seht das wird einmal die Klage unter euren Kindern seyn, wenn ihr euch zu einer Parthey schlaget die lauter Verderben und Aufruhr zu brüten im Kopf hat.

Auf der Seite des James Roß habt ihr die bravsten und vernünftigsten Verfechter eurer Freyheit. Und insbesondere wird es unserm lieben alten General Waschington (der euch immer mit Vaters Augen ansieht) ein wahrhaftes Labsal auf seinem Herzen seyn, wenn er findet daß auch ihr euch zur Ruhe, zur Ordnung und zur Religion haltet.

Dis ist alles was ich euch zu sagen habe. Der Herr gebe es euch ins Herz, daß ihr gute Vorsäze fassen möget, und Er selbst lege seinen Segen darauf.

Gehabt euch wohl!
Ein Pennsylvanischer Deutscher.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Deutsche Siedler erhoben sich 1799 im Heesses-Wasser Uffschtand unter John Fries gegen neu eingeführte Steuern.
  2. Empfohlene Zitierweise:
    unbekannt: Ein Ernstlicher Ruf an die Deutschen in Pennsylvanien. Gedruckt bey Johann Albrecht und Comp. in der Prinz-Strasse, Lancaster 1799, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Ernstlicher_Ruf_an_die_Deutschen_in_Pennsylvanien.pdf/14&oldid=- (Version vom 20.8.2021)