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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222

meinen Ring zusammengehalten. Es ging mir wie ein Schnitt durch’s Herz. Zitternd zog ich den Ring ab, entrollte das Papier und las:

Ein schöner Augenblick gab mir das Zeichen ew’ger Treue;
Der Augenblick nehm’ hin, was er zu schnell vielleicht verliehn!
Was ewig ist, es bleibt auch ohne solche Zeichen;
Und ob auch nie der stolze Ritter wiederkehrt,
Ich wünsch ihm dennoch all’ das Beste,
So viel der größte Baum hat Aeste;
Ich wünsch ihm so viel gute Zeit,
So viel wie Sand am Meere breit;
Ich wünsch’ ihm so viel Glücke fein,
So viel wie Stern’ am Himmel seyn! –

So las ich, und schloß die Augen. – Aber alle Sterne brannten, und auf den Dörfern und in der Stadt lag Alles schon in tiefem Schlummer, als ich in meine Wohnung zurückkehrte. –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222. Brönner, Frankfurt a.M. 1830, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Tag_auf_dem_Stadtthurm_zu_Andernach.pdf/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)