Seite:Ein merkwürdiger Sport (Deutscher Hausschatz).pdf/3

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Walther Kabel: Ein merkwürdiger Sport. In: Deutscher Hausschatz, 23. Heft, 37. Jahrgang, S. 1077–1078

aufgeben, als plötzlich einer von ihnen die siegesgewisse Dame bat, doch einmal ihren modernen Riesenhut, der mit kostbaren blauen Straußenfedern garniert war, abzunehmen. Frau Wenlerley schrak zusammen, machte Ausflüchte. Es half alles nichts. Der Hut wurde ihr abgenommen und untersucht. Der geriebene, findige Beamte hatte das Richtige getroffen: In den runden, 35 cm breiten Hutboden war unter dem Seidenfutter der Rubens fein säuberlich eingenäht. Frau Wenlerley zahlte nicht weniger als 72 000 Dollars Strafe, was bei ihrem Millionenvermögen allerdings leicht zu verschmerzen war.

Berühmt geworden ist auch der Etagenkoffer des Herrn St., eines allbekannten amerikanischen Sportmannes, dessen Rennstall internationale Berühmtheit besitzt. Von einer Reise nach Europa brachte er einen mit drei Etagen versehenen neuen Patentkoffer mit und erklärte sich ohne Zögern bereit, den Inhalt – Wäsche, Kleidungsstücke, Schuhzeug usw., zu verzollen. Der ihn abfertigende Beamte gehörte jedoch zu jenen unangenehmen Menschen, die allen Dingen auf den Grund zu gehen pflegen. Er maß den Innenraum des Koffers genau aus und stellte so fest, daß das innere und das äußere Maß um 15 cm voneinander abwichen. Damit noch nicht zufrieden nahm er sogar in seiner Rücksichtslosigkeit ein Stemmeisen und brach den Boden des Riesenkoffers auf, was zur Folge hatte, daß in dem nun eröffneten Versteck das feinste Pelzwerk, Wert 25 000 Dollars, zum Vorschein kam. Herr St. war eben nicht nur Sports- sondern auch Geschäftsmann und hatte ebenfalls „sparen“ wollen, dieses Mal aber an unrechter Stelle, da er wegen versuchter Zollhinterziehung seine Börse ganz bedeutend erleichtern mußte.

Ein anderes Mal wieder hatte die Zollstation in New York davon Wind bekommen, daß Frau W., die Gattin eines vielfachen Millionärs und Besitzers großer Maschinenfabriken, in Brüssel einen Perlenschmuck von ungeheurem Wert erstanden hatte. Als der von Frau W. benutzte Dampfer in New York anlangte, erkundigten sich die Beamten daher teilnehmend, ob die Dame nicht auch den Perlenschmuck verzollen wolle. Sie besäße keinen derartigen Schmuck, erwiderte die elegante Frau aufgebracht. Man solle nur ruhig ihr ganzes Gepäck durchstöbern. – Natürlich wurden die Perlen nicht gefunden. Aber die Douaniers sind ebenso gründliche wie rücksichtslose Leute. Die Dame wurde in ein besonderes Zimmer geführt und mußte sich dort eine genaue Leibesvisitation gefallen lassen, die von einer älteren Frau vorgenommen ward. Der Perlenschmuck fand sich auch wirklich. Die Millionärin hatte ihn in ihrer hochgetürmten Frisur versteckt und sicherlich gehofft, ihn dort vor allen neugierigen Blicken aufs beste verborgen zu haben. Die Douane war ihr über. Und das Ende der Geschichte waren 25 000 Dollars Strafe.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Ein merkwürdiger Sport. In: Deutscher Hausschatz, 23. Heft, 37. Jahrgang, S. 1077–1078. Friedrich Pustet, Regensburg, Rom, New York, Cincinnati 1911, Seite 1078. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_merkw%C3%BCrdiger_Sport_(Deutscher_Hausschatz).pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)