Seite:Eine Nordpolfahrt.pdf/30

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Hand an und rückten und zogen nun so lange hin und her, bis es einen gewaltigen Krach gab und die ganze Gesellschaft sich in- und übereinander am Boden wälzte. Die nun folgenden Scenen waren so komisch und drollig, daß man nicht aus dem Lachen herauskam. Erst nach längerer Zeit trat endlich Ruhe ein.

Proviant hatten sie nicht tragen wollen, nicht einmal ein leichtes Gewehr, das belästigte sie schon – aber diesen schweren Baumstamm luden sich sechs Schauspieler auf die Schultern, und dann ging es im Triumpf weiter.

Schließlich stellte sich bei allen doch die Müdigkeit ein. Auch wurde es trotz der noch ziemlich hochstehenden Sonne, die ja hier für ein halbes Jahr überhaupt nicht unterging, schon Nacht.

Auf einem freien, aber von Schneehügeln geschützten Platze wurden nun vier Zelte aus gemustertem Segeltuche aufgeschlagen, und da ein Sack Kohlen das nötige Feuer lieferte, kochte und briet man, während die noch immer Abenteuerlustigen einstweilen und die Jagd gingen und auch wirklich zwei Eisfüchse erlegten, an und für sich schon deshalb überglücklich, konnten sie doch nun am Lagerfeuer noch mehr renommieren, wie sie die Eisbären immer nur nicht hatten schießen wollen. Dann wurde gegessen, hinterher noch mehr getrunken, und endlich verteilte man sich in den Zelten und vergrub sich unter warme Decken.

Denn es war ja Juli, die heißeste Jahreszeit, wo die Sonne auch noch in solcher hohen Breite ihre Macht ausübte. Brachte sie dabei auch Eis und Schnee kaum zum Schmelzen, so kam das doch nur von den unter den oberen Schichten gelagerten kompakten Massen, die jede Wärme sofort aufsogen.

Außerdem sorgte noch der reichlich genossene Grog und Punsch, daß die Schläfer nichts von der Kälte spürten.

Nur drei hatten sich noch nicht in Morpheus’ Arme geworfen: der Heldentenor und der Komiker spielten erst noch ein paar Partien Sechsundsechzig, und der Baß braute sich aus den letzten Resten den letzten Punsch.

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)