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Anton Oskar Klaußmann: Eine Null zu wenig (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7)

Der Zustand des Pferdes besserte sich zusehends, es versuchte sich bereits aufzurichten und reagierte auf Streicheln und Zureden.

Es war elf Uhr vorüber, als mein Diener Franz erschien und mich bat, ich möge einen Augenblick herauskommen. Ich wußte, er hatte eine Nachricht für mich, die er mir in Gegenwart des Kutschers nicht mitteilen wollte. Ich wußte auch, was für eine Nachricht es war.

Das Mädchen von Buchwalds sei schon zweimal dagewesen. Dem Hunde ginge es gut, aber das Fräulein sei sehr ängstlich und ließe Herrn Doktor bitten, doch so bald als möglich nach dem Tiere zu sehen.

„Wie geht es dem Hunde?“ fragte ich ungläubig.

„Gut, Herr Doktor. Er hat gefressen und bewegt sich auch, wie es scheint, ohne Schmerzen. Das Fräulein und das Mädchen sind ganz glücklich darüber. Herr Doktor möchten nur bald hinkommen.“

Dem Verurteilten, der bereits den Hals in der Schlinge hat und plötzlich erfährt, daß er begnadigt ist, muß ähnlich zumute sein, wie es mir war.

Das Biest mußte eine Roßnatur haben, wenn es diese ungeheure Dosis vertrug. So war Hannchen nicht unglücklich durch meine Schuld! Ohne mich länger um das Pferd zu kümmern, rannte ich zu Buchwalds, und Fräulein Hannchen öffnete mir selbst. Sie sah glückstrahlend aus, und ihr Anblick brachte mich fast um den Verstand.

„Tausend Dank!“ Mit bezauberndem Lächeln streckte sie mir beide Hände entgegen, die ich wieder und wieder küßte, bis man sie mir errötend und beschämt entzog.

Dann stand ich am Korbe des Hundes; das gute Tier leckte mir die Hand. Es konnte wirklich schon

Empfohlene Zitierweise:
Anton Oskar Klaußmann: Eine Null zu wenig (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1916, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Null_zu_wenig.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)