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sie sehr wohl, – daß jedoch dies beides so rasch und prompt wirken würde, hatte sie nie für möglich gehalten. Im stillen dankte sie dem, der dies alles in die Wege geleitet hatte, von ganzem Herzen, – mehr noch, sie bewunderte Garts feine Diplomatie, die sie längst durchschaut hatte, er war ja der Anwalt der großen Baufirma und hatte dieser bestimmt geraten, sich an Anton Morwitz zu wenden.

Und trotzdem: Wer mochte nur die Goldstücke gestohlen haben, wer? Ihr sinnender Blick schweifte zu dem schlauen Peter hinüber. Die zahme Dohle hockte mit ganz unschuldigem Gesicht auf der Stuhllehne, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Aber, überlegte sich Lotte weiter, – aber Peter hat noch nie etwas verschleppt, denn von stehlen kann man ja bei einem Vogel nicht gut sprechen. Peter tut so etwas nicht. Und die Piesecke erst recht nicht! Wo sind nur die Goldstücke geblieben? Ob der Onkel etwa doch in der Schieblade nicht genau genug gesucht hat? Das muß ich doch sofort mal feststellen …!

Sie ging also nach oben, und da der Schlüssel in der obersten Schieblade der Kommode steckte, versuchte sie sie herauszuziehen. Die Schiebelade hatte gerade ihren ganz guten Tag, und Lotte brauchte nicht lange zu rütteln und zu schütteln, bis ihr ein Erfolg beschieden. Nach zehn Minuten

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K. Walther: Eine alte Kommode. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1935, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_alte_Kommode.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)