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Eine teure „Leiche“. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 239–240: Walther Kabel

war das Werk in den Handel gelangt, als sich eines Tages ein Polizeibeamter bei Moore einfand und ihn vor den Richter führte. Dieser schlug, als der Verleger ganz entrüstet fragte, was er denn verbrochen habe, die neue, auf dem Tisch liegende Bibel auf und zeigte dem entsetzten Moore im 5. Buche Mosis Kapitel 5 den 21. Vers. Da stand: „Du sollst begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd“ usw. Der Setzer war über eine „Leiche“ gestolpert. Das für den Sinn so überaus wichtige „nicht“ war von ihm übersehen worden, und dieser Fehler machte nun die ganze Bibelauflage nach Ansicht des Richters zu einer das Staatswohl gefährdenden, da darin ja eine direkte Aufforderung zum Diebstahl enthalten war.

Moore wurde wirklich nicht nur zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, sondern es wurde außerdem auch die neue Bibelauflage eingezogen und vernichtet. Nur ein einziges Exemplar von der verhängnisvollen Ausgabe ward dem Londoner Museum überwiesen, wo es sich noch heute befindet.

W. K.
Empfohlene Zitierweise:
Eine teure „Leiche“. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 239–240: Walther Kabel. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_teure_Leiche.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)