Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 9.pdf/21

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Dänn lang kunntes nett me reck’n,
Dis sate sich Jeder mit Erschreck’n.
Drim schluchzten Mehere: „Arch arme Gemään[1],

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Du mußt verdorschten, kimmt balle kä Rähn!“


     Doch schlachter wuursch von Tog zu Tog,
De Wass’r ließen fortwahrend noog.
Su kaams dänn eh’r m’r sichs gedacht,
Wuur in Faweriken[2] Schicht gemacht.

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„Paßt auf“ hußes[3] wos mier arlaam[4],

In wech’r Angst mier im Winter schwaam[5].
Dänn kimmt arscht Eis, Frost und Schnee,
Su häern[6] mier wos, dänn Hunger thut weh!

     Aengstlich wuursch Viel’n zu Sinn,

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In Bett legte sich Mannicher nett hin.

Bei jeden Gereisch in d’r Nacht,
Wuur Alles im Haus muntergemacht.
Doch ohne wos zu passiern verging die Zeit,
„’s hot nischt zu saan[7]“ saten sich de Leit.

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Un äs wuur dervon nett me geschproch’n,

Bis dasses huuß: „’s is eingebroch’n!“

     Jetzt wuur ä Tumult un ä Geschrei,
M’r langte eiligst Polezei.
Alles waar außer Rand und Band,

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Jeder lof nong Interland[8].

„Na ower“ hußes „is dis ower schtark,
An hall’n Tog schtahl’nse su viel Mark.
Do theets ju Nuuth[9] in unner Sanc,
Hette Jeder än feierfesten Schrank.“ —


  1. Gemään = Gemeinde.
  2. Faweriken = Fabriken.
  3. hußes = hieß es.
  4. erlaam = erleben.
  5. schwaam = schweben.
  6. häern = hören.
  7. saan = sagen.
  8. Interland = Untere Stadttheil.
  9. Nuuth = Noth.

Anmerkungen (Wikisource)