Hirsch im Walde und sich lächelnd der Zeiten erinnern, in denen sie in Wildungen zwischen ihrer Mutter und Madame Dumesnil saß und Weihnachtsjacken und Neujahrshauben für die armen Dorfkinder häkelte und strickte.
Die Uhr auf dem Schreibtische hob aus zum Stundenschlag … drei Uhr … die Unterredung zwischen dem Grafen und ihrer Mutter dauerte lang – was hatten sie einander zu sagen? … Ihr wurde angst – sollten alle ihre schönen Träume in Luft zerrinnen? … Aber da pochte es an der Thür, der Kammerdiener erschien und sprach: „Die Frau Gräfin lassen bitten …“
Thekla fand ihre Mutter im kleinen Salon, an ihrem gewöhnlichen Platze, in ihrer gewöhnlichen Haltung, aber mit gerötheten Wangen, ja sogar mit leicht gerötheten Augen. In hoher Erregung schritt Sonnberg auf das junge Mädchen zu, er war sehr bleich, und seine Lippen bebten.
„Ihre Mutter theilt Ihr Vertrauen zu mir nicht, Gräfin Thekla,“ sprach er. „Sie verurtheilt mich zu einer Probezeit … Ich soll dienen um mein Glück. Sie will es.“
Thekla runzelte die Stirn, ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, und sie entgegnete leise, aber festen Tones: „Und was wollen Sie?“
Paul ergriff ungestüm ihre Hand. „Ich will mich bemühen,“ rief er, „die Probezeit möglichst abzukürzen …“
Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/332&oldid=- (Version vom 31.7.2018)