Zum ersten Mal vermißte er die freundlichen Augen, denen er dort immer zu begegnen gewohnt war, die stets so innig gefragt hatten: Bist du zufrieden? Worin haben wir’s verfehlt? Was willst du? Was geht in dir vor … Augen, die aufleuchteten, wenn er heiter, sich trübten, wenn er mißmuthig war. Die liebevolle Ausdauer, mit der sie auf ihm ruhten, hatte ihn oft ungeduldig gemacht, und jetzt – wie wohl hätte es ihm gethan, nur einmal hineinschauen zu können in diese klaren, tiefen, treuen Augen!
Als der Sohn des Hauses am nächsten Morgen erwachte, war sein Zimmer wie in Licht gebadet. Durch die hohen Fenster flutheten die Strahlen der herrlich aufgehenden Sonne. Es hatte in der Nacht geregnet, große Wassertropfen glitzerten im Grase, auf den Blättern der Bäume, im Kelche der duftenden Blüthen. Frisch wehte die Morgenluft, nicht ein Wölkchen stand am Himmel. Paul kleidete sich rasch an und verließ das noch im Schlaf liegende Haus.
Im Hofe kamen ihm seine Jagdhunde entgegen und thaten sehr verwundert, als sie ihren Herrn erkannten.
„Da seid ihr ja!“ rief er und streichelte ihnen die Köpfe. „Gestern haben sich die Herrschaften nicht blicken lassen. Vorwärts jetzt: allons! allons!“
Sie beantworteten diese Aufforderung mit einem
Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/382&oldid=- (Version vom 31.7.2018)