Seite:Erzählungen von Marie von Ebner-Eschenbach.djvu/383

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

entschuldigenden Wedeln ihrer fleischigen Schwänze und mit einem Gähnen, das gar kein Ende nehmen wollte. Ihre matten Augen sprachen: „Bist du gescheit? Wir sind zu dick geworden zu derlei Späßen.“ Und als Paul seine Einladung wiederholte, krochen die Thiere, so rasch, als ihr Körperumfang es gestattete, in ihre Hütte zurück. Erst als er hinweggegangen war, schlüpften sie wieder heraus, setzten sich jedes an einen Pfeiler des Thores und sahen ihm mit liebevollen Blicken nach.

Im Dorfe hatten die Leute bereits ihr Tagewerk begonnen. Der Gemeindehirt trieb die Herde der Weide zu, Weiber füllten ihre Wassereimer am Brunnen, Arbeiter waren auf dem Wege nach dem Felde; alle, denen Paul begegnete, grüßten ihn, hießen ihn willkommen. Die Weiber sahen ihn mit neugieriger Theilnahme an, eine von ihnen rief ihm von weitem zu: „Jetzt sind Sie halt allein!“

In nächster Nähe der Pfarrei, und viel ansehnlicher als diese, erhob sich ein großes blankes Bauernhaus. Ein gewölbter Bogen trennte es von den Scheunen und Ställen, und durch denselben blickte man in einen weitläufigen Obstgarten, mit reihenweis gepflanzten, roth und weiß blühenden Bäumen. Vor dem Hause ein schmaler Streifen kurzen, grünen Grases, mit Malven und Levkoyen bepflanzt und mit einem netten Holzstakete umgeben. Die Fenster blank gescheuert, der Sockel grau getüncht, und über dem ganzen Gehöfte ein Anstrich von ruhigem Behagen und solider Wohlhabenheit, wie sie

Empfohlene Zitierweise:
Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/383&oldid=- (Version vom 31.7.2018)