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Strafe der Sittenlosigkeit und des Abfalls vom Worte Gottes, ein Fluch des Allmächtigen, den keine Macht der Erde, auch nicht die der innern Mission heben kann. Kaum ists ein Tropfen am Eimer des Elends, welcher, so lange die Herzen der Elenden bleiben, wie sie sind, von der treuen Bemühung barmherziger Menschenliebe weggesaugt werden wird. Wolverstanden! Wir sprechen nicht der in unserm Sinne gefaßten innern Mission, sondern nur der pur auf Verbeßerung der äußern Lage gerichteten Bemühung das rechte Gedeihen ab. Man sei ja fleißig zur Linderung und Hebung der materiellen Noth: aber das Uebel wurzelt in der Sünde und im Unglauben, und wer helfen will, der vergeße das Beste, tiefest greifende Mittel, die geistliche Hilfe nicht. – Wenn eine Last zu deinen Füßen liegt, welche du heben und tragen sollst und doch nicht kannst, so ist eine doppelte Hilfe möglich. Entweder es wird die Last verringert oder es wird die Kraft vermehrt. Was willst du lieber? Was dient am meisten zu Gottes Preis und deiner Vollendung? Offenbar, wenn die Kraft vermehrt wird. Ist nun tausendfache Erdennoth über das Vaterland ausgebreitet; so hilf ab, wo und wie du kannst; vergiß aber nicht, daß die Wurzel in der Unsittlichkeit und im Unglauben liegt. Hebe die lezteren, die Seelenübel, schaff, wenn du kannst, Glauben und gut Gewißen; so wirkest du Kraft der Ertragung und rechten Ueberwindung der ersteren und erweckst die Wunderleute, die durch inneres Glück und Genesen alles Unglück und alle Krankheit des zeitlichen Lebens übermögen. Das schaffen, das wirken wir nur durch das Wort Gottes – und allerdings nur an denen, welche das Wort annehmen; denn wem das Wort nicht hilft, dem ist nicht zu helfen. Das Wort Gottes macht demüthig – und eben damit willig zur Ertragung der allgemein verschuldeten Lebenslast, es macht gläubig, und eben dadurch stark zum schweren Werke; es gießt Liebe ins Herz – und eben damit Lust zur Duldung und Entsagung um des Geliebten willen; es gibt eine unverwelkliche, ewige Hoffnung – und eben damit Geduld bis in

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Diverse: Fünf Festreden der Gesellschaft für innere Mission. Joh. Phil. Raw’sche Buchhandlung, Nürnberg 1850, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:F%C3%BCnf_Festreden_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_innere_Mission.pdf/12&oldid=- (Version vom 28.8.2016)