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besonders durch Angehörige der Chloë in Korinth (1 Kor. 1, 11), aber auch durch ein Schreiben von der Gemeinde selbst (c. 7, 1), überbracht wohl von Stephanas, Fortunatus und Achaikus (16, 17). In diesem entschuldigten sie sich teils über Vorwürfe, die ihnen Paulus gemacht, – Paulus scheint nämlich schon vor unserm ersten Brief einen an die Korinther geschrieben zu haben, in dem er ihnen befiehlt, gegen Unzüchtige strenge zu sein (vgl. 1 Kor. 5, 9), ja auch schon einmal während seines 3jährigen Aufenthaltes in Ephesus einen kurzen Besuch in Korinth (2 Kor. 13, 1) gemacht zu haben – teils stellten sie mancherlei Fragen über Ehe, Geistesgaben, Teilnahme an Götzenopfermahlen u. a. Jene Nachrichten nun und diese Anfragen zusammen gaben dem Paulus Veranlassung, von Ephesus gegen das Ende seines dortigen Aufenthalts im Jahre 57 oder 58 diesen ersten Brief an die Korinther zu schreiben. Voll seelsorgerlicher Liebe, aber auch in heiligem apostolischen Ernste eifert er in demselben gegen Parteiwesen, indem er zeigt, was für sie die Hauptsache sein sollte, und worauf sie bei der Predigt und dem ganzen Thun der Lehrer vor allem achten müßten (c. 1–4); dann straft er ihr zuchtloses und unbrüderliches Wesen (c. 5. 6), beantwortet ferner die Ehefrage (c. 7), sowie die Frage nach dem falschen und rechten Gebrauch der christlichen Freiheit (c. 8–10), verweist ihnen die bei den gottesdienstlichen Versammlungen eingerissenen Mißbräuche (c. 11), belehrt sie über den Wert und Gebrauch der Gaben des Geistes (c. 12–14), über die Auferstehung des Leibes (c. 15), und schließt mit der Ermahnung zur Sammlung und mit persönlichen Mitteilungen (c. 16). Der Zweck dieses Briefes ist ein vorwiegend praktischer. Wiewohl die Ausführungen von der Auferstehung des Leibes von unschätzbarem Werte sind, so liegt doch ganz unleugbar die Bedeutung des Briefes nicht in diesen lehrhaften Ausführungen, sondern in dem Verfahren des Apostels und seinen Anweisungen gegenüber Zuständen, in welchen sich das Werden einer christlichen Gemeinde unter dem Kampfe zwischen dem alten natürlichen und dem neuen geistlichen Wesen spiegelt. Das seelsorgerliche Verhalten des Apostels und seine Anforderungen an die Gemeinde zeigen uns ebenso das rechte Dulden und Tragen, wie das rechte Handeln in solchen Verhältnissen. Beides ist der Kirche zum Vorbild gegeben, damit sie unter den auflösenden Einflüssen,