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wirkliche Heuschrecken verursachte, die den Propheten an den Tag des HErrn denken ließ; denn wäre c. 1–2, 17 Schilderung eines vergangenen Ereignisses, was jedoch, besonders im Blick auf c. 2, 12–17, kaum angehen dürfte, welche Stelle vielmehr ganz den Eindruck einer Ermahnung für die Zukunft macht. Dazu will die Gemeinde c. 2, 17 ja von der Herrschaft der Heiden errettet sein; „der von Mitternacht“ c. 2, 20 könnte bloß dann einen Heuschreckenschwarm bezeichnen, wenn diese Tiere immer und regelmäßig von Norden kämen, wovon gerade das Gegenteil der Fall ist. – Es ist also im ganzen Buch Joël nur von einem Ereignis die Rede, (vgl. c. 2, 11 mit 3, 4), vom letzten Ansturm in der Drangsalszeit, aber der Prophet sieht dieses zusammen mit seinem Vorbild, dem Angriff Sanheribs (vgl. Jes. c. 30, 25 etc. und 33, 17 etc., wo man die gleiche Wahrnehmung machen kann). Darum erinnert auch der ganze Abschnitt Jes. c. 28-33 so sehr an Joël (vgl. Jes. 30, 18–20 mit Joël 2, 21–23). Bevor aber das schließliche Gericht über die Völkerwelt erfolgt, geht vorher die große Gnadenheimsuchung der Ausgießung des Geistes Gottes über dieselbe, sonderlich über Israel, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, jenem Gericht zu entgehen und dasselbe zu überstehen. So ist Joël der Prophet auch der Pfingstthatsache (vgl. Jes. 32, 15), Apostelgesch. c. 2, 16. – Besonders Jesaja zeigt sich von Joël beeinflußt, aber auch Amos; ebenso Habakuk c. 3, 17. Seine Weissagung ist als erste ein fruchtbarer Keim, der in den späteren zur Ähre erwächst. Von Juda und Jerusalem allein redet er; an beiden hängt auch die Entscheidung für das ganze Gottesvolk. Die Zeit Joëls war eine große Zeit; damals lebte und wirkte auch Elias, der ja nach Maleachi c. 4, 5 dem Gerichtstag des HErrn vorhergehen soll.

 3. Der Inhalt des Buches gliedert sich demnach wie folgt:

 I. Die Vermahnung zur Buße, 1, 2–2, 17.

 1. c. 1. Der Prophet weissagt eine schreckliche Heimsuchung durch Heuschrecken, die alles verheeren (1, 2–12), und fordert auf, vor dem HErrn sich zu demütigen ob solchen Jammers (13–20).

 2. c. 2, 1–17. Es ist der schreckliche Tag des HErrn, der damit anbricht; ein gewaltiges Heer zieht wider das Land, und die Hauptstadt heran, unaufhaltsam, unbeirrt in seinem Lauf unter dem Entsetzen der Natur, um Gottes Befehl auszurichten (1–12). Darum soll man von ganzem Herzen