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die Gründlichkeit der Bekehrung der ephesinischen Christen. Der von Demetrius, welcher Gewerbsinteressen mit lokalpatriotischem Religionseifer zu maskieren sucht, angestiftete Aufruhr verläuft trotz drohenden Aussehens ungefährlich, worauf der Apostel die schon länger geplante Reise nach Jerusalem – Rom als letztes Ziel im Auge – antritt (18, 22–20, 2). In Milet nimmt er von den dorthin beschiedenen ephesinischen Presbytern rührenden Abschied, sich und seine Hirtentreue ihnen zum Vorbild hinstellend, nicht ohne schwere Ahnungen in Bezug auf sein eigenes Geschick und die Zukunft der von Irrlehrern bedrohten kleinasiatischen Kirche. Je näher gen Jerusalem hin, desto mehr häufen sich die Warnungsstimmen, aber der Apostel hält, nicht aus Starrsinn, sondern einem unwiderstehlichen inneren Triebe folgend (20, 22), seinen Entschluß fest (20, 3–21, 16).

 b) Die Leidenszeit des Apostels c. 21, 17–c. 28.

 Im Begriff, nach Jakobus’ Rat den Juden einen Beweis der Achtung vor dem Ceremonialgesetz zu geben, wird Paulus von fanatischen Juden aus Kleinasien im Tempel überfallen und nur durch das rechtzeitige Eingreifen des römischen Tribuns von dem sichern Tod gerettet (21, 17–40). Vergebens sucht er die Volksmenge durch die Erzählung von seiner Bekehrung und göttlichen Sendung zu den Heiden zu beschwichtigen (c. 22). Die Verhandlung vor dem Hohen Rat verläuft ergebnislos, da es dem Apostel gelang, die Pharisäer auf seine Seite zu ziehen (23, 1–10). Ein Mordanschlag gegen sein Leben kam zu seiner und durch ihn zu des römischen Tribuns Kenntnis, der ihn deshalb nach Cäsarea zu dem Prokurator abführen ließ (11–35). In dem Verhör vor Felix war es dem Apostel ein Leichtes, die Nichtigkeit der gegen ihn vorgebrachten Anklage auf Tempelentweihung zurückzuweisen; doch behielt ihn Felix ohne Grund in, übrigens leichter, Haft während seiner noch zweijährigen Amtsdauer (c. 24). Da auch sein Nachfolger Festus mehr als wünschenswert gegen die Juden willfährig zu sein schien, so appellierte Paulus an den Kaiser, ein folgenschwerer Schritt, der sein Geschick für die nächsten Jahre entschied, aber auch in Gottes Hand das Mittel wurde, daß er, ob auch als Gefangener, nach Rom kam (25, 1–12). Und so trat er denn, nachdem ihm zuvor noch einmal Gelegenheit geworden war, vor Agrippa und Festus, den äußeren und inneren Entwickelungsgang darzulegen, der ihn zu einem Jünger und Zeugen von JEsu dem Auferstandenen gemacht hat (25, 13–c. 26, 32), die weite und gefahrvolle Seereise an, die von Lukas mit großer Anschaulichkeit und Genauigkeit beschrieben ist. Trotz Sturm und Wogendrang, trotz Schiffbruch und anderen sein Leben bedrohenden Gefahren gelangt er, von Gottes Hand wunderbar behütet, an das Ziel seines Wunsches und seiner Bestimmung. In Rom angekommen sucht er zunächst eine Verständigung mit den Vorstehern der dortigen Judenschaft, aber auch hier wie überall auf den bisherigen Stationen der Wirksamkeit des Apostels kommt es zum Bruch mit der Synagoge. Doch ermöglicht ihm die milde Haft, in der er gehalten wird, die ungehinderte Predigt des Evangeliums in der Welthauptstadt c. 27 und 28.