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des Timotheus und des Epaphroditus, welch letzterer ursprünglich wohl bei dem Apostel hatte bleiben sollen, aber von ihm zurückgeschickt wird, damit die Gemeinde selber sich überzeuge, daß er von der Krankheit, die ihn in Rom überfallen hatte, wieder genesen sei (19–30).

 Wiederum erklingt der Grundton des ganzen Briefes in der wiederholten Ermahnung zur Freude. Aber es gilt die rechte Christenfreude zu wahren vor einer doppelten Trübung: durch jüdische Gesetzlichkeit und heidnische Fleischesfreiheit. Vor solchen die auf Beschneidung und gesetzliches Wesen dringen, warnt der Apostel zuerst; er nennt sie, indem er ihnen die Zugehörigkeit zum wahren Bundesvolk abspricht, die „Zerschnittenheit“ (statt: Beschnittenheit). Sein eigener Lebensgang ist die thatsächliche Widerlegung alles judaistischen Irrtums. Warum hätte denn er, der doch ein Jude war wie einer, durch Geburt und Wandel im Gesetz, seine nationalen Vorzüge und sittlichen Errungenschaften als wertlos fahren lassen, um Christum und die im Glauben an ihn vorhandene Gerechtigkeit zu ergreifen, wenn Gesetzesgerechtigkeit zum Heile verhelfen könnte (2–9)? Die Erfahrung der Lebensmacht des Auferstandenen bei gleichzeitiger Erfahrung der Gemeinschaft seiner Leiden – und schließlich das Hingelangen zu der Totenauferstehung (Luk. 20, 35? Offbg Joh. 20, 6?) ist nun das Ziel seines Ringens, in welchem die Leser mit ihm einig sein sollen (10–15). Zum andern warnt dann der Apostel vor heidnischem Weltsinn und fleischlichem Sinnengenuß mit Hinweis darauf, daß der Christ sein Bürgertum im Himmel hat, also des Anspruchs an das Irdische sich begibt, hier nichts mehr sucht, sondern droben sich daheim weiß, von woher er auch die Verklärung des Leibes erwartet (3, 17–4, 1). – Schließlich ermahnt der Apostel noch zwei Frauen, die wahrscheinlich im Dienst der Gemeinde standen, zu rechter Eintracht, und die Vorsteher der Gemeinde zu ihrer Unterstützung, um dann den ganzen Brief, wie in einem Schlußakkord in einer nochmaligen Ermahnung zur rechten Christenfreude, deren Folge die Lindigkeit gegen alle Menschen und deren Voraussetzung die heilige Sorglosigkeit des Glaubens ist, ausgehen zu lassen. Wenn sie so thun, wird ihre Friedensgemeinschaft mit Gott ungestört bleiben (4, 1–9) Mit einer zusammenfassenden Ermahnung, für alles Gute sich offen zu erhalten und einer Danksagung für die durch Übersendung der Gabe ihm bewiesene Teilnahme schließt er dann unter Grüßen von ihm und den Brüdern (10–23).


III. Die Briefe des Paulus aus der Zeit zwischen der ersten und zweiten Gefangenschaft und aus der zweiten Gefangenschaft.

§ 87.
Die Aufeinanderfolge dieser Briefe.

 Es sind noch vier Briefe übrig, welche sich teils selbst als Briefe von Paulus bezeichnen, wie der Brief an den Titus und die