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war eine weit um sich greifende Verstörung des Glaubens, Verleugnung und Abfall zu befürchten.

 Dies womöglich noch zu verhüten, ist der Zweck des Hebräerbriefs, der nach 13, 23 ein Wort der Ermahnung sein will. Die Leser sollen den Glauben an Christum und die Hoffnung auf seine Verheißung nicht aufgeben, darum, daß die Leiden um Christi willen gar kein Ende nehmen wollen. Denn das ist die Bedeutung des Mittlertums Christi, daß es die wahren Güter gebracht hat, während der alte Bund nur die Vorbilder, die Schatten der zukünftigen Güter hatte, nicht das Wesen der Güter selbst. Wenn jetzt die Herrlichkeit des neuen Bundes noch nicht erschienen ist, so verbürgt doch die Größe des Stifters und seines Werkes, daß die Gemeinde wie er durch Leiden zur Herrlichkeit eingehen werde. Darum sollen die Hebräer Glauben halten wie die heiligen Väter, und im Leiden, welches ein Kennzeichen der Gotteskindschaft ist, die Hoffnung nicht aufgeben, sondern nach dem Vorbild ihrer für das christliche Bekenntnis gestorbenen Lehrer sie festhalten bis ans Ende.

 4. Diese Grundgedanken führt der Verfasser in folgender Weise aus:

 I. Die über die Engel, über Mose, Josua und auch über Aaron hinausragende Erhabenheit des neutestamentlichen Mittlers c. 1, 1–5, 10.

 1. JEsus ist erhaben über die Engel, die Vermittler der A.Tl. Gottesoffenbarung c. 1. 2.

 a) Auf die vielfachen prophetischen Gottesoffenbarungen ist in dieser letzten Zeit die Gottesoffenbarung durch den Sohn gefolgt, den Vollbringer des Heilswerks, welcher nach rückwärts als Gott und Träger des von Gott durch ihn geschaffenen Weltalls und nach vorwärts als der Erhöhete und Erbe aller Dinge auch über die Engel, welche Diener sind, erhaben ist (c. 1). Darum übertrifft die durch den Sohn vermittelte Offenbarung das durch Engel vermittelte Gesetz, und darum soll man ihr auch desto williger gehorchen, um nicht einer Strafe zu verfallen, welche der Größe dessen entspricht, für dessen Verachtung man gestraft wird (2, 1–4). b) Wohl sehen wir JEsum jetzt noch nicht als Herrn der zukünftigen Welt, aber doch bereits als den Verherrlichten, nachdem er zeitweilig unter die Engel erniedrigt war, um durch seinen Tod Tod und Teufel zu überwinden, und durch Leiden vollendet, für uns, seine Brüder, die mit ihm Kinder eines Vaters sind, ein mitfühlender Hohepriester zu werden (2, 5–18).

 2. JEsus ist erhaben über den Mittler des A. T. Mose c. 3.

 JEsus ist herrlicher als Mose, denn er ist treu, wie dieser, im Hause