Es kann daher auch bei der Prüfung dieser Frage nur das gleiche Resultat herauskommen, das bei Prüfung fast aller akademischen Angelegenheiten sich mit Nothwendigkeit ergiebt, dass der bisherige Modus als überlebt und in zahlreichen Fällen als überaus bedenklich zu betrachten ist.
In den letzten Jahrzehnten hat sich mehr und mehr die Praxis herausgebildet, dass bei der Neubesetzung einer Stelle die an der Fakultät für das Fach vorhandenen Docenten und Extraordinarien als Luft angesehen werden. Auch hier haben die kleineren Länder diese Praxis, wie gewöhnlich, auf die Spitze getrieben, während z. B. Preussen in der allerletzten Zeit wiederholentlich die an der Fakultät befindlichen Docenten zu ordentlichen Stellen befördert hat. Es ist kein Zweifel, dass in früheren Jahrhunderten besonders in kleinen Ländern Neubesetzungen durch Avancement der übrigen gewöhnlich entschieden worden sind. Die Fälle, in denen ausserhalb Preussens ein vorhandener Docent oder Extraordinarius das Ordinariat bekommen hat, bilden aber in der Neuzeit eine verschwindende Minderzahl
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/093&oldid=- (Version vom 18.8.2016)