Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/166

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Docenten, überdenken das Wohl des Staates, das, wie ihnen scheint, von ihrer Entscheidung abhängt, das Wohl ihrer Fakultät, das zu hüten sie sich berufen fühlen, durchlaufen die Zahl ihrer Günstlinge und Nichtgünstlinge, bis sie mit pythischer Feierlichkeit ihre hohe Genehmigung zur Bewilligung von einigen hundert Mark geben und im Vollgefühl einer ungeheuren That und einer beispiellosen Liberalität wieder zu ihrem Arbeitstisch zurückkehren. Die andern Götter halten den Mund, wenn Zeus selbst etwas durchsetzen will, und so ist das Nicken des höchsten Gottes für die schwebende Frage entscheidend.

So ist etwa die Sachlage, wenn ein jüngerer Bewerber da ist, der die Dreistigkeit hat, für die jahrelangen Dienste, die er der Wissenschaft und der Hochschule geleistet hat, eine kleine Honorirung zu beanspruchen, die in einigen Ländern am Anfang etwa der Honorirung eines Kellners in einem kleinen Landstädtchen oder des Paukenschlägers in einer Badekapelle oder des Lampenputzers in einem Provincialtheater oder des letzten Bibliothekdieners, der wegen Alkoholismus aus einer andern Stelle entlassen worden ist, oder des jüngsten Spritzers in einem türkischen Dampfbad oder eines angehenden Ladenjünglings in einem Marktflecken gleichkommt: man gibt nämlich 1200, 1000, 800 Mark (das letztere wagt man in Württemberg nur den aus Preussen gebürtigen Docenten zu bieten).

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/166&oldid=- (Version vom 18.8.2016)