missliebige Professoren mit jedem Antrag durchgefallen sind, den sie in der Fakultät gestellt haben. Dann aber liegt eine zweite Gefahr nahe, dass solche Anträge nach Analogie eines Tauschgeschäftes abgemacht werden, etwa wie in kleinen deutschen Ländern die Abgeordneten ihren Wahlkreisen abwechselnd Eisenbahnen verschaffen, indem ein jeder für den andern um den gleichen Preis stimmt. Wenn in einer Fakultät ein solcher Zustand eingerissen ist, so pflegt derselbe nicht ohne nachtheilige Folgen für die andern Fakultäten und für den Staatssäckel zu bleiben. Bei andern anständigen Fakultäten wird dann in der Regel gespart, während der Staat für die überflüssigsten Einrichtungen Gelder auswerfen muss, die wenige Jahre später von dem Nachfolger wieder mit grossen Unkosten umgestossen werden. Die Naturforscher pflegen in dieser Beziehung einen grossen Vorsprung zu haben, da sie mit Glashäusern, Treibhäusern, Sammlungsräumen u. s. w. einen unausgesetzten Sport treiben können.
Diejenigen aber, welche durchaus an den mittelalterlichen Corporationen festhalten wollen, fragen wir und erbitten uns eine offene und ehrliche Beantwortung, wie weit Fakultäten eingeschritten sind oder verhindert haben jene zahlreichen Grausamkeiten, Unzuträglichkeiten, Verletzungen und Misshandlungen, welche das deutsche Universitätsleben befleckt haben. Haben die Fakultäten ihre Macht gezeigt und Veto eingelegt, wenn ein Professor in Examinationsangelegenheiten
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/243&oldid=- (Version vom 18.8.2016)