gefördert wird, mit grosser Anerkennung behandelt, während wissenschaftlich bedeutende Werke mit Hohn behandelt werden, weil die massgebenden Leiter des Blattes auf einem entgegengesetzten Standpunkt stehen. Nicht selten wird ein Buch in einer Zeitschrift mit Lobeserhebungen bedacht, das in einer anderen der Vernichtung oder dem Papierkorb empfohlen wird, und in zahlreichen Fragen stehen die beiden vornehmsten deutschen Zeitschriften dieser Art in principiellem Gegensatz.
An einem gefährlichen Abgrund bewegt sich auch die Frage nach der paedagogischen Tüchtigkeit des Berufenen. In der akademischen Lehrerwelt stehen sich zwei Lehrmethoden einander gegenüber. Der eine Lehrer vermag die grosse Menge zu fesseln durch einen zündenden Vortrag, bisweilen auch durch eingestreute, sich stets widerholende Witze (welche Mode indessen im Abnehmen begriffen ist), während der andere mehr vorgerücktere Studenten in Uebungen und Seminaren wissenschaftlich zu fördern und zu selbständigen Arbeiten anzuhalten versteht. Ein idealer Lehrer sollte beides leisten können; man wird aber beide Eigenschaften selten bei einem Menschen vereint vorfinden. Im allgemeinen wird an der Hochschule der gute Seminarlehrer vorzuziehen sein, da es weniger schädlich ist, einen mittelmässigen Vortrag zu hören, aber eine gute wissenschaftliche Anregung und Anleitung zu erhalten, als neben einem eleganten Vortrag eine
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/255&oldid=- (Version vom 18.8.2016)